03. Matricaria chamomilla.

Botanical name: 

Vol. 01. Bild 03. Matricaria chamomilla. Vol. 01. Bild 03. Matricaria chamomilla 2. Die Pflanzen, welche wegen Ähnlichkeit der äussern Gestalt und des Standorts mit der Matricaria Chamomilla verwechselt werden können, sind: Chrysanthemum inodorum, Anthemis arvensis und Anthemis Cotula; die Kennzeichen aber, wodurch sich diese von jener unterscheiden, wollen wir bey den Beschreibungen dieser Gewächse selbst anführen, und hier nur vorläufig bemerken, dass der Befruchtungsboden, die sichersten Charaktere zur Unterscheidung darbietet.

Wenn man daher in zweifelhaftem Falle diesen nackt und hohl findet, so kann man versichert seyn, dass das Gewächs, welches man vor sich hat, die Matricaria Chamomilla ist.

Nun könnten zwar mit dieser, ausser den schon angeführten Gewächsen, noch die Matricaria maritima und Matricaria suaveolens verwechselt werden; aber mit der ersten kann schon wegen der Verschiedenheit des Standortes nicht wohl eine Verwechselung Statt finden, und die letztere — wenn sie ja, nach des Hrn. Dr. Smith's Meinung (Flor. Britann. Vol. II. p. 903.), eine von der Matricaria Chamomilla verschiedene Art seyn sollte — mögte eben so wenig, als die erstere, zu den deutschen Bürgern des Pflanzenreichs gerechnet werden können.

In den Apotheken werden von der Matricaria Chamomilla die Blumen (Flores Chamomillae vulgaris) aufbewahrt; und man bereitet aus ihnen Extract, Syrup, Wasser, ätherisches und gekochtes Öhl (Extractum, Syrupus, Aqua, Oleum aethereum et coctum Chamomillae vulgaris).

Ihr eigenthümlicher Geruch ist etwas widerlich, und ihr Geschmack etwas bitter. Das ätherische Öhl, welches man durch die Destillation von den Blumen erhält, ist von schöner dunkelblauer Farbe und nicht sehr flüssig. Nach Bindheim's Erfahrung geben 50 Pfund frische Blumen ungefehr 2 ⅔ Quentchen Öhl. Das ätherische Öhl und das bittere Prinzip dieser Blumen sind diejenigen Bestandteile, auf welchen sich ihre Heilkräfte gründen. Vermöge des erstem sind sie krampfstillend, blähungtreibend, schweisstreibend; vermöge des letztern die Verdauung befördernd.


Syngenesia Superflua.
Matricaria.

Der Kelch halbkugelförmig mit fast dachziegelartig sich deckenden Schuppen. Der Befruchtungsboden erhaben und nackt. Keine Samenkrone.

Matricaria Chamomilla mit einem hohlen, kegelförmigen Befruchtungsboden und fast doppelt fiederspaltigen Blättern, deren Einschnitte linienförmig sind. (Matricaria receptaculo cavo conico, foliis subbipinnatifidis; laciniis linearibus.)
Matricaria (Chamomilla) receptaculis conicis, radiis patentibus, seminibus nudis, squamis calycinis margine aequalibus. Linn. Spec. plant, ed. 2. T. II. p. 1256. Roth Flor. germ. T. I. p. 356. T. II. P. II. p. 317. Hoffm. Deutschl. Flor. P. I. p. 303.
Kamillen-Mutterkraut, gemeine Kamille, Feldkamille, Kamillen, Kumehlen, Hermel, Hermelin, Hermelchen, Hermlichen, Hermichen, Helmerchen, Hermünzel, Kamellenblume, Kammerblume, Magdblume, Lungenblume, Romeyenblume, Romy, Römery, Riemerey.
Wächst in ganz Deutschland und in den mehresten Ländern Europens auf Äckern.
Blühet vom Junius bis in den September. ☉.

Die Wurzel faserig.
Der Stengel. Gewöhnlich mehrere aus einer Wurzel, ein bis anderthalb Fuss hoch, sehr ästig, leicht gefurcht; der mittlere aufrecht; die übrigen aufwärts gebogen. Die Äste ästig, fast doldentraubenartig.
Die Blätter sitzend, wechselweisstehend, etwas fleischig; die untern doppelt-fiederspaltig; die obern einfach-fiederspaltig; die Einschnitte linienförmig; die Mittelrippe fast kielförmig.
Die Blumen zusammengesetzt, mit gelber Scheibe und weissem Strahle, einzeln an den Spitzen der Äste; die an den obern Ästen höher, als die an der Spitze des Stengels.
Der Kelch. Eine halbkugelförmige Blumendecke mit linienförmigen, fast dachziegelartig sich deckenden Schuppen, die nicht trocken sind.
Die Blumenkrone. Die zusammengesetzte strahlig, mit zahlreichen, röhrigen Zwitterkrönchen in der halbkugelförmigen Scheibe, und zwölf bis dreyzehn weiblichen im Strahle. Die besondere: bey den Zwitterblümchen trichterförmig, mit fünfspaltigem Rande; bey den weiblichen zungenförmig, länglich, dreyzähnig.
Die Staubgefässe. Bey den Zwitterblümchen fünf haarförmige, kurze Staubfäden mit länglichen Staubbeuteln, die in eine Röhre verwachsen sind.
Der Stempel. Bey den Zwitterblümchen: ein länglicher, gefurchter Fruchtknoten; ein fadenförmiger Griffel, kaum von der Länge der Staubgefässe; zwey ausgebreitete Narben, die erst, nachdem die Staubbeutel den Blumenstaub von sich gegeben haben, bemerkbar werden.
Bey den weiblichen: der Fruchtknoten länglich, etwas zusammengedrückt; der Griffel fadenförmig; die Narben zurückgekrümmt.
Die Fruchthülle fehlt.
Die Samen. Bey den Zwitterblümchen einzeln, länglich gereift. Keine Samenkrone.
Bey den weiblichen wie bey den Zwitterblümchen, aber etwas zusammengedrückt und einwärts gekrümmt.
Der Befruchtungsboden nackt, kegelförmig, hohl.

Erklärung der Kupfertafel.

Das Gewächs, von welchem unten alle Stengel bis auf den mittleren weggeschnitten sind, in natürlicher Größe.

Fig. 1. Ein doppelt fiederspaltiges Blatt vom untern Theile des Stengels.
2. Die Blumendecke mit dem nackten Befruchtungsboden, etwas vergrössert und
3. der Länge nach durchschnitten, wobey letzterer hohl erscheint.
4. Ein Zwitterblümchen, vergrössert.
5. Die Staubgefässe eines Zwitterblümchens, stark vergrössert.
6. Der Stempel eines Zwitterblümchens, vergrössert.
7. Ein weibliches Blümchen, vergrössert.
8. Der Same eines Zwitterblümchens, stark vergrössert und
9. queer durchschnitten.


Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. Gottlob Friedrich Hayne, 1805.