Gnaphalium arenarium. Sand-Strohblume. Compositae.

Botanical name: 

Name: Helichrysum arenarium L., DC. (Gnaphalium arenarium L.). Sandstrohblume. Französisch: Immortelle, élichryse; englisch: Everlasting; italienisch: Tignamica, ambrenti, canutole; dänisch: Gul Evighedsblomst; litauisch: šlamutis; norwegisch: Kattefot, Harefot; polnisch: Kocanka; russisch: Biezsmiertnik, Zolotistka; schwedisch: Hedblomster; tschechisch: Protěž pisečná, smil písežný; ungarisch: homoki gyopár.

Namensursprung: Gnaphalium wird vom griechischen γν_φαλον (gnáphalon) = Wolle, Filz wegen der wolligen Behaarung der Pflanzen abgeleitet; arenarium vom lateinischen arena = Sand in bezug auf das Vorkommen in sandigen Gegenden. Strohblume bezieht sich auf die lebhaft gefärbten, strohartigen Hüllschuppen der Blütenköpfe, die auch in getrocknetem Zustande ihre Form und Farbe beibehalten.

Botanisches: Die śandstrohblume hat einen einfachen Stengel, der nebst den Blättern wolligfilzig behaart ist. Die unteren Blätter sind länglich verkehrt-eiförmig, stumpflich, die oberen lineal-lanzettlich und spitz. Die Blütenköpfchen bilden zusammengesetzte Doldentrauben. Die Krone der Blüte ist orange, die Hüllblätter der Köpfchen sind zitronengelb. Die Pflanze wird 10-30 cm hoch. Sie kommt auf sonnigen, sandigen Böden vor und ist hier meist häufig, meidet aber Gebirge und Kalk. Im nordwestlichen Deutschland und in Thüringen kommt sie seltener vor und fehlt ganz in den Sudeten, im Fichtel- und im Erzgebirge, sowie in Oberbayern und Ostfriesland. Blütezeit: Juli bis August. Die trockenen Blütenköpfe werden zu Immortellenkränzen verwendet.

Geschichtliches und Allgemeines:

Den alten Botanikern des Mittelalters war die schöne Pflanze als Heilmittel bereits bekannt. L. Fuchs (1583) hielt sie für das wahre Elichrysum des Dioskurides, welches aber nach den neueren Forschungen als Gnaphalium stoechas L. oder Tanacetum annuum L. gedeutet wird. Auch Valerius Cordus (16. Jahrhundert) nannte sie unter dem Namen Elichrysum, die später in den Apotheken gebräuchliche Bezeichnung Stoechas citrina wurde erst durch Matthiolus eingeführt. Angewendet wurden die Blumen, Flores Stoechados citrinae, bei Wasser- und Gelbsucht, bei Gicht, Hautkrankheiten, Verstopfungen, gegen Würmer und als Diuretikum. Sehr bekannt war eine Essentia Stoechados citrinae. Die L. oder Tanacetum annuum L. gedeutet wird. Auch Valerius Cordus (16. Jahrhunderts wieder von Schmidt als Diuretikum und von Andrejewsky gegen chronische Hautkrankheiten, besonders gegen Impetigo, empfohlen. - Das Kraut diente außerdem als Mottenmittel.

Weiter angewendet wird auch die Species Gnaphalium dioecum L. (= Antennaria dioeca Gaertner), deren Blüten früher als Flores Gnaphalii s. Pilosellae albae s. Pedis cati gegen Lungenleiden gebraucht wurden.

Wirkung

Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 132.) beschreibt die Pflanze als Diuretikum, "bekombt wol denen so in leib gebrochen seind".

Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 366.) rühmt eine Abart, das Helichrysum italicum, gegen Hüftweh, Harnwinde und Brüche, als Emmenagogum und zur Verteilung geronnenen Blutes.

Nach Hecker (Hecker, Prakt. Arzneimittell., Bd. I, S. 376.) wurden Flores Stoechados citrinae gegen Verstopfung, Katarrhe, Würmer, Gelbsucht usw. empfohlen.

Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 238.) führt sie als Wassersuchtsmittel an.

Schulz (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 259.) kennt ihren Gebrauch bei Plethora abdominalis.

In der Volksheilkunde werden die Blüten nach Kroeber (Kroeber, Das neuzeitl. Kräuterbuch, S. 198, 1934.) bei Hämoptoe, Rheumatismus, Gicht, Gelbsucht, Blasen- und Nierenleiden, Wassersucht, Wurm- und Hautkrankheiten gebraucht.

Nach Levinson (Levinson, Zentr.-Org. f. d. ges. Chirurgie 1932, Bd. 56, S. 107.) sollen die Blüten sich gut bei Gallensteinen bewähren.

Auch Janson (Janson, ärztliche Sammelblätter 1937, S. 155.) rechnet Gnaphalium zu den ausgezeichneten Cholagoga und Choleretika. Ebenso bestätigen eigene Erfahrungen die außerordentlich gute Wirkung bei Gallenleiden.

Nach Petrowa, Lidskaja und Vladimirowa (Petrowa, Lidskaja, Aleksew, Bilida u. Vladimirowa, Arch. Ter. 1929, Bd. 7, S. 420.) besitzt auch die verwandte Species Gnaphalium dioecum eine ausgesprochene cholagoge Wirkung. Nach ihnen wirkt das 1 : 10 hergestellte Dekokt am besten, das Infus dagegen schwächer. Sie halten die Droge für geeignet bei chronischen Affektionen der Gallenwege.

Wie Wasicky (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 710, Wien/Leipzig 1929.) berichtet, sollen nach neueren Untersuchungen die Flores Stoechados citrine (oder citrinae), wie die Blüten von Gnaphalium arenarium auch genannt werden, in Teeabkochung genommen, die Gallen-, Magen- und Pankreassekretion anregen und den Blutdruck erhöhen.

Bohn (Bohn, W., Die Heilwerte heim. Pflanzen, S. 102, Leipzig 1935.) glaubt sie deswegen bei Diabetes mellitus empfehlen zu können. Die Blüten enthalten u. a. Bitterstoff, Gerbstoff und wenig ätherisches Öl (Wehmer, Die Pflanzenstoffe, S. 1224.). In dem letzteren und einem Kohlenwasserstoff vermutet Nissen (Nissen, Dtsch. med. Wschr. 1934, S. 1051.) das wirksame Prinzip.

Von Petrowski (Petrowski, Sowjet Pharmaz. (russ. Sowjetskaja Pharmacija) 1934, Bd. 5, Nr. 12, S. 11-16 (C. C. 1934.) wird die vorzügliche gallentreibende Wirkung von Extrakten des Gnaphalium arenarium auf die in ihnen enthaltenen Sterine zurückgeführt.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Litauen: Das Infus des Krautes gegen Brustschmerzen und Gelbsucht.

Polen: Die Blüten als Choleretikum bei Gelbsucht.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Gnaphalium arenarium wird bei Cholecystitis und Cholelithiasis angewandt. Weiter hat es sich bei Rheuma und Arthritis und als Diuretikum bei Blasen- und Nierenleiden und Hydrops bewährt. Besonders gute Erfahrungen machte Bernotat damit bei Blasenkatarrh mit schmerzhaftem Harnträufeln der Frauen. Gnaphalium half hier auch stets dann, wenn alle anderen Mittel versagten. In der Kinderpraxis gilt es als gutes Ableitungsmittel auf die Nieren. Recht häufig wird als Indikation Ischias, und zwar neuritische, genannt, es ist nicht ausgeschlossen, daß hier die Wirkung von Gnaphalium arenarium derjenigen von Gnaphalium polycephalum gleichkommt. Auch Neuralgien mit Taubheitsschmerz nicht nur der Beine, sondern auch des Gesichts, reagieren sehr gut darauf.

Endlich wird die Sandstrohblume noch bei Impotenz und von Bachem, Frankfurt, bei Rachitis und Otosklerose gebraucht. Als Wechselmittel bei Rheuma und Ischias kommen Colocynthis, Magn. phosphor. und Phytolacca in Frage.

Angewandter Pflanzenteil:

Bock und Matthiolus kennen die Verwendung des Krautes mit Blumen. Osiander erwähnt nur die Blumen. Dasselbe tut Geiger. Auch andere Autoren nennen die Flores Stoechados citrinae als gebräuchlich, so Dragendorff.

Buchheister und Ottersbach, Dinand, Schulz, Zörnig, Wasicky und Hager bezeichnen die vor dem Aufblühen gesammelten Blütenkörbchen als die verwendeten Teile.

Auch im Ergänzungsbuch zum DAB. sind die Flores Stoechados aufgeführt.

Kroeber nennt die frische, blühende Pflanze.

Das "Teep" wird aus frischen, blühenden Pflanzen hergestellt. Auch die Essenz nach dem HAB. wird so gewonnen (§ 3).

Dosierung:

Übliche Dosis:
3 Teelöffel voll des Krautes (= 2,1 g) zum kalten Auszug täglich.
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Gnaphalii arenarii.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Cholagogum:

Rp.:
Hb. Gnaphalii arenarii c. flor. . . . 30 (= Blühendes Kraut der Sandstrohblume)
D.s.: 3 Teelöffel mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.
(Teezubereitung: Der im Verhältnis 1 : 10 heiß bereitete Tee hat einen Extraktgehalt von 2,2% gegenüber 1,9% bei kalter Zubereitung. Die Aschengehalte unterscheiden sich nur wenig, sie betragen 0,53 bzw. 0,51% bei heißer bzw. kalter Zubereitung. Die Peroxydasereaktion ist nur in der kalten Zubereitung positiv. Geschmacklich ist der kalt bereitete Tee stärker. Ein Ansatz 1 : 100 ist angenehm trinkbar, 1 : 50 wird schon als unangenehm empfunden.
1 Teelöffel voll wiegt etwa 0,7 g. Im Hinblick auf die geringen Unterschiede kann eine Entscheidung, ob die kalte oder heiße Zubereitung vorzuziehen ist, nicht mit Sicherheit getroffen werden. Es kämen also beide Herstellungsarten in Frage, wobei gegebenenfalls die kalte vorzuziehen ist. Man verwendet zweckmäßig 1 ½ Teelöffel voll auf 1 Teeglas.)

Bei Cholelithiasis (nach Kroeber):

Rp.:
Flor. Gnaphalii arenarii . . . 30 (= Blüten der Sandstrohblume)
Rhiz. Rhei conc. . . . 20 (= Rhabarberwurzel)
Hb. Millefolii conc. . . . 50 (= Schafgarbenkraut)
M.f. species.
D.s.: 1 Eßlöffel mit 1 Tasse Wasser kochen. Abends 1 Tasse trinken.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 1 ½ Teelöffel auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.53 RM

Bei Cystitis (nach Kroeber):

Rp.:
Rad. Pimpinellae . . . 10 (= Bibernellwurzel)
Fol. Uvae ursi (= Bärentraubenblätter)
Fol. Betulae (= Birkenblätter)
Flor. Gnaphalii aren. (= Blüten der Sandstrohblume)
Bacc. Juniperi . . . aa 20 (= Wacholderbeeren)
M.f. species.
D.s.: Ein- bis zweimal täglich 1 Tasse als Dekokt warm trinken.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 2 Teelöffel auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.85 RM.

Als Cholagogum (nach Weiß):

Rp.:
Hb. Absinthii (= Wermutkraut)
Flor. Gnaphalii arenarii (= Blüten der Sandstrohblume)
Hb. Millefolii (= Schafgarbenkraut)
Fruct. Foeniculi (= Fenchelsamen)
Fol. Menthae pip. . . . aa 20 (= Pfefferminzblätter)
C.m.f. species.
D.s.: 2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.18 RM.

Bei renalem Hydrops:

Rp.:
Rad. Liquiritiae conc. . . . 20 (= Süßholzwurzel)
Flor. Gnaphalii arenar. . . . 40 (= Blüten der Sandstrohblume)
D.s.: Zum Infus. 4 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.87 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.