Jalapa. Ipomoea. Convolvulaceae.

Botanical name: 

Name: Ipomoéa púrga Hayne (= Exogonium Purga Benth., = Convolvulus Purga Wen.). Jalapa, Jalape. Französisch und englisch: Jalap; dänisch: Jalap rod; norwegisch: Jalapa rot; polnisch: Wilec czyszszacy; russisch: Jalapa; tschechisch: Povijnice počistivá.

Weiteres Vorkommen: Ostindien. Ceylon, Afrika. Jamaika angebaut.

Namensursprung: Jalapa ist nach dem Bezugsorte der Droge, dem mexikanischen Orte Jalapa (Xalapa), so benannt worden. Ipomoea ist aus dem griechischen ΐφ (ips), Genitiv ίπος (ipos) = Name eines Wurmes und _μοΐος (homoios) = ähnlich wegen des sich wurmartig windenden Stammes zusammengesetzt.

Botanisches: Dieses ausdauernde, feuchtigkeitliebende Windengewächs ist in den feuchten Wäldern an den Ostabhängen der mexikanischen Anden beheimatet. Es besitzt eine stark milchende, rübenartige Hauptwurzel, die am Grunde in eine lange schwanzartige Wurzel ausläuft. Oft werden Ausläufer gebildet, die auch Nebenknollen entwickeln können. Der linkswindende purpurrötliche Stengel wird 3-4 m hoch und ist in allen Teilen von langen Harzschläuchen durchzogen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Nach C. Bauhin wurde die Jalapa unter dem Namen Bryonia Mechacanna nigricans im Jahre 1609 aus Westindien nach England eingeführt. Eine andere aus Carolina stammende Wurzel, Indischer Rhabarber, Rhabarber von Mechacan, die schon 1530 als Purgans in Sevilla verwendet und von Monardes ausführlich beschrieben wurde, soll Ipomoea Jalapa Pursh, welche als Droge schon lange wieder in Europa in Vergessenheit geraten ist, gewesen sein. In Deutschland wurde die Droge um 1634 von der Leipziger medizinischen Fakultät als neues Heilmittel empfohlen und fand als Purgans und Anthelmintikum Anwendung. Im Jahre 1829 gab Coxe aus Philadelphia eine genaue Beschreibung und Abbildung der Mutterpflanze. Die Einfuhr der Droge nach Europa nahm schnell einen großen Umfang an, so wurden nach Flückiger 1870 bereits 77 000 kg nach England eingeführt.

Wirkung

Schon Johnson (Johnson, History of Plants, 1633, S. 873.) rühmt die purgierende Wirkung der Jalapa bei Patienten, deren Leiden durch "Phlegma und kalte Säfte" bedingt sind. In der Praxis der älteren Ärzte diente das Mittel oft zur Derivation auf den Darmkanal (bei Entzündungen, Gehirnerscheinungen usw.) (Husemann, Arzneimittell., S. 629.).

Auch von Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 101.) und Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 146, 255, 305, 326, 334, 348, 349, 359, 369, 379, 403, 405, 459.) wird es als Purgans verordnet, von Autenrieth (Autenrieth, i. Hufelands Journal, Bd. 3, S. 758.) als purgierendes Ableitungsmittel bei Pocken, von Rademacher (Rademacher, i. Hufelands Journal, Bd. 10, II., S. 65.) in gleicher Weise bei psychischen Störungen.

Hahnemann (Hahnemann, i. Hufelands Journal, Bd. 26, II., S. 15.) äußert sich über die homöopathische Wirkungsweise wie folgt: "Muralto sah, was man noch täglich sehen kann, daß die Jalappe außer Bauchweh auch eine große Unruhe und Umherwerfen zuwege bringt, und ganz begreiflich für jeden denkenden Arzt fließt aus dieser ihrer Tendenz jene wohltätige Kraft derselben, kleinen Kindern in Leibweh, Unruhe und Schreien oft zu helfen und ihnen einen ruhigen Schlaf zu bewirken, wie G. W. Wedel ihr mit Recht nachrühmt."

Die Droge enthält als wirksamen Bestandteil ein Harz (die Mengenangaben sind aber sehr verschieden und schwanken zwischen 2,1 und 22%), das zum größten Teil aus dem Glukosid Convolvulin (neben geringeren Mengen Jalapin) besteht (Magnus, in Heffter-Heubners Handb. d. exp. Pharm., Bd. II, 2, S. 1664; über die Chemie vgl. auch Euler u. Lundberg, in Abderhaldens biochem. Handlex., Bd. II, S. 696-703.). Jalapenpulver (in geringerem Maße auch das Jalapenharz) entfaltet lokal eine reizende und entzündende Wirkung auf die Schleimhäute, aber in individuell verschiedener Intensität, es kommt zu Räuspern, Niesen und Husten. Auf die intakte Haut wirkt Jalapenharz nicht ein, während bei Hautwunden Brennen, Schmerzhaftigkeit und Eiterung mit anschließender Lymphangitis hervorgerufen wird (Bernatzik, Pharmakologische Studien über Jalape, Wien. med. Jahrb. 18 u. 19.).

Beim Menschen wird nach der Einnahme von Jalapa nach 15-30 Minuten leichtes Schmerzgefühl in der Magengegend, oft Ekel, ja selbst Erbrechen beobachtet. Darauf macht sich Kollern im Leib bemerkbar, und nach 1 ½- 3 Stunden kommt es zur flüssigen Ausleerung, meistens ohne Kolikschmerzen. Nach größeren Dosen können sich diese Entleerungen bis zu sechs- bis achtmal wiederholen. Convolvulin und Jalapin wirken beim Menschen in Dosen zwischen 0,12 und 0,2 g abführend (Magnus, vgl. 8).). Übersteigt man nach Kobert (Kobert, Lehrb. d. Pharmakother., S. 568.) die Dosen von 1 g für die Jalapenknolle und 0,3 g für das Harz, so sind Leibschmerzen, Tenesmus und Übelkeit die gewöhnlichen Folgen. Da die abführende Wirkung sehr schnell und nach größeren Dosen sehr energisch eintritt, so wird der größte Teil der drastischen Convolvulaceenharze nach der Eingabe per os schnell wieder aus dem Körper entfernt und kann deshalb keine stärkeren Entzündungen des Magendarmkanals hervorrufen. Nur nach sehr großen Dosen findet man daher beim Fleischfresser stärkere Veränderungen des Verdauungstraktus, während solche beim Pflanzenfresser auch nach geringeren Dosen öfters beobachtet worden sind. So veranlaßten schon 1 g Jalapin beim Kaninchen Magengeschwüre, flüssigen Darminhalt und Ekchymosen im Blinddarm. Nach den Untersuchungen verschiedener Autoren sind intravenöse Injektionen bei Hund, Katze und Kaninchen ohne jede drastische Wirkung (Magnus, vgl. 8).).

Die Convolvulaceenharze haben keine galletreibende Wirkung (E. Stadelmann, Schmiedebergs Arch. 1896, Bd. 37, S. 355; J. Dombrowski, Dissert. Dorpat 1891; A. Loewenton, Dissert. Dorpat 1891.). Bei Abwesenheit von Galle im Darm wirken sie überhaupt nicht oder nur abgeschwächt abführend, wie experimentell festgestellt werden konnte. Nach den Beobachtungen von Buchheim scheint es, daß die Galle ein gutes Lösungsmittel für diese Harze und ihre Glukoside darstellt und daß hierauf der fördernde Einfluß der Galle auf die Abführwirkung beruht (Vgl. 13); Buchheim, Arch. d. Heilkunde 1872, Nr. 13, S. 1; derselbe, 1873, Nr. 14, S. 1; O. Schmiedeberg, Schmiedebergs Arch. 1911, Bd. 67, S. 1; G. Zwicke, Dissert. Halle 1867.).

Die gepulverte Jalapenwurzel soll vermöge der feineren Verteilung des darin enthaltenen Harzes größere Wirkung erzeugen als die der verabreichten Dosis entsprechende Menge chemisch reinen Convolvulins (Lewin, Nebenwirkungen d. Arzneimittel, S. 640.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Jalapa wird als drastisches Purgans verordnet. Gelegentlich wird es gegen Würmer und als Ableitungsmittel bei Hydrops angewandt.

Angewandter Pflanzenteil:

Überall in der Literatur wird die Jalapenknolle als der verwendete Pflanzenteil bezeichnet. HAB.: Getrocknete Knollen (§ 4). Das "Teep" wird auch aus den getrockneten Knollen gewonnen.

Radix Jalapae ist offizinell in allen Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:0,3-1,2 g (Brit. Pharm. Codex);

0,05-0,15-0,2 g Jalapa mehrmals täglich als Stomachikum;
0,3-0,5 g als Purgans; 0,5-2 g als starkes Drastikum;
0,1 -0,3 g für Kinder als Abführmittel (Klemperer-Rost).
1-2 Kapseln der Pflanzenverreibung "Teep" als kräftiges Purgans.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, 1 Kapsel enthält 0,4 g Jalapae.)

In der Homöopathie:dil. D 3.

Maximaldosis:

0,5 g pro dosi, 1,5 g pro die Resinae Jalapae (Helv., Norv.).
0,3 g pro dosi, 1 g pro die Resinae Jalapae (Ital.).

Rezeptpflichtig:

Tubera Jalapae, Resina Jalapae, Tinctura Jalapae resinae mit Ausnahme der Pilulae Jalapae DAB. VI,
die homöopathischen Zubereitungen bis einschließlich D 3.

Rezepte:

Pulvis Jalapae compositus (Brit.):

Rp.:
Tub. Jalapae . . . 3
Tartari depurati . . . 6
Rhiz. Zingiberis . . . 1
M.f. pulv.
D.s.: Messerspitzenweise dreimal täglich.

Zur Anregung der Darmfunktionen (nicht rezeptpflichtig):

Rp.:
Pilulae Jalapae DAB. VI, Nr. C.
D.s.: 2-5 Stück (als Drastikum).

Bei Hydrops zum Wassertreiben (nach Lewinsky):

Rp.:
Tub. Jalapae . . . 0,6
Aloës . . . 0,36
Gummigutti . . . 0,3
M.f. pulv. de tal. dos. Nr. V.
D.s.: Alle 2-3 Tage 1 Pulver.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.