Medicago sativa (Alfalfa). Blaue Luzerne, Schneckenklee. Leguminosae.

Botanical name: 

Name: Medicágo satíva L. (= M. sativa L. subsp. sativa Döll, = M. sativa L. subsp. macrocarpa var. vulgaris [Alef.] Urban). Gemeine oder Blaue Luzerne, Schneckenklee. Französisch: Luzerne, sainfoin; englisch: Alfalfa lucern, purple medic; italienisch: Erba medica, erba spagna.

Weiteres Vorkommen: In Asien weit verbreitet (östl. bis China, südl. bis Indien u. Südwestarabien) Nordafrika u. Flußlauf des Nils.

Namensursprung: Die antike Bezeichnung der Luzerne war μηδιχ_ (mediké), lateinisch medica, weil Medien ihre Heimat sein sollte. Den Namen Medicago hat Dalechamp gebildet. Sativus = angebaut. Luzerne aus dem Französischen luzerne von luisant = glänzend, wegen der glänzenden Samen. Schneckenklee wegen der Form der Hülsen, die wie ein Schneckenhaus gewunden sind.

Volkstümliche Bezeichnungen: Lusing (Elsaß), Lisär (Lothringen), Blauer Klee (im Schwäbischen), Rosmarichlee, (Baden), Dreißigjähriger Klee (Baden), Ewiger Klee (vielfach), Türkischer Klee (Baden), Hochklee (Schaffhausen).

Botanisches: Die ausdauernde Pflanze besitzt eine tief gehende Pfahlwurzel, die bis zu 2 m lang werden kann, einen gestauchten, mehrköpfigen Erdstock mit kurzen Bodenausläufern. Der aufrechte Stengel ist oft sehr ästig, etwas kantig, ziemlich kahl. Er wird etwa meterhoch und bestockt sich durch Knospen, die am Stengelgrund überwintern. Die dreizähligen Laubblätter sind gestielt und wechselständig, die einzelnen Blättchen sind verkehrt-eiförmig, vorn gezähnelt und stachelspitzig, oben dunkelgrün, unten graugrün und zart behaart. Nebenblätter eiförmiglanzettlich, lang zugespitzt. Die etwa 9-10 mm langen Blüten bilden zu 8 bis 25 blattwechselständige, längliche Trauben. Sie haben eine Explosionseinrichtung. Farbe der Blüten hellviolett bis blauviolett oder dunkelpurpurn. Die Hülsen haben 1 ½- 3 ½ Windungen. Blütezeit: Mai bis Spätherbst. - Die Luzerne ist eine alte Kulturpflanze, deren Ausbreitungszentrum kaum mehr festgestellt werden kann. - Sie ist eine geschätzte Futterpflanze, die einen guten, nährstoff- und kalkreichen Untergrund verlangt. Sie gedeiht besonders gut auf Lehm, Sandmergel und Löß und braucht tiefgründigen Boden. Mit Hilfe der Knöllchenbakterien der Wurzeln reichert die Luzerne den Boden mit Stickstoff an. Als Grünfutter wird sie höher geschätzt als als Trockenfutter. - Durch ihre lange Pfahlwurzel ist sie befähigt, längere Dürreperioden besser zu ertragen als andere Futterpflanzen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Wie Strabo und Plinius berichten, soll die Luzerne zur Zeit der Perserkriege (470 v. Chr.) aus Persien nach Griechenland gekommen sein. Varro und Virgil erwähnen, daß die Pflanze seit dem zweiten oder ersten Jahrhundert v. Chr. auch in Italien angebaut wurde. Vermutlich brachten die Araber die Pflanze aus dem Orient nach Nordafrika und Spanien. Dafür sprechen die in Spanien gebräuchlichen Namen: Alfalfa, alfafa, alfasafat, alsfasfast. Wahrscheinlich ist der Anbau der Luzerne in Italien zur Zeit der Völkerwanderung erloschen und erst später wieder von Spanien her eingeführt worden. Der italienische Name, Erba spagna, spricht dafür. Der Anbau der Luzerne, der in der Schweiz im 18. Jahrhundert begann, breitete sich immer mehr aus, so daß die Pflanze heute in ganz Süd- und Mitteleuropa eingebürgert ist.

Wirkung

Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, Bl. 317.), der die Pflanze als "Burgundisch Hew" bezeichnet, sagt von ihr: "Der Samen gedörrt / wirt seiner lieblicheyt halben / underm saltz gebraucht. Das grün kraut wirt nützlich gebrauchet / wo etwas zu kühlen ist / darüber gelegt."

Gerard-Johnson (Gerard-Johnson, History of Plants, 1633, S. 1189.) schreiben dem Trifolium Burgundiacum dieselben Wirkungen zu wie dem Gemeinen Wiesenklee: Gegen Augenleiden.

Geiger (Geiger, Handbuch der Pharmazie, 1839, S. 1028.) bemerkt nur, daß das Kraut als Herba Medicae ehedem offizinell war, gibt aber keine Wirkung an.

Auch bei Kosteletzky (Kosteletzky, Allgem. mediz.-pharmaz. Flora, 1835.) findet sich nur diese allgemeine Angabe. Dagegen schreibt Friedrich (Friedrich, Sammlung von Volksarzneimitteln, 1845, S. 150.) von dem nahe verwandten Sichelklee (Medicago falcata): "Ein Umschlag desselben in Milch gesotten, tat vortreffliche Dienste gegen Brechruhr."

Nach Dragendorff (Dragendorff, Die Heilpflanzen der verschiedenen Völker und Zeiten, 1898, S. 314.) werden Blatt und Same ähnlich verwendet wie die Blätter von Medicago arborescens, als Diuretikum und äußerlich gegen Wunden. In Indien dient der Same von Medicago sativa als Abortivum.

In der amerikanischen Medizin wird die Alfalfatinktur auf Grund "ihres Gehaltes an Phosphor und Schwefel" (Diese Art der Begründung der Wirkung einer Heilpflanze sollte nach Möglichkeit vermieden werden. So ist z. B. im Spinat mehr Phosphor und Schwefel enthalten als in der Luzerne. Es wird keinem einfallen, auf Grund dieser Tatsache den Spinat gegen Diabetes mellitus zu verordnen.) gegen Diabetes mellitus gebraucht. In Brasilien findet die Pflanze außer gegen Diabetes mellitus noch bei Gelenksentzündung und chronischem Rheumatismus Anwendung (Guertzenstein, ärztl. Führer durch die brasilianische Pflanzenmedizin, S. 220.).

Auch in Deutschland wird sie von Donner (Donner, Allgem. Hom. Ztg. 1936, Bd. 184, Nr. 3, S. 172.) gegen Diabetes empfohlen. Als Wechselmittel wird Sulfur D 2 genannt.

Nach Wehmer (Wehmer, Die Pflanzenstoffe. 1931, S. 536.) enthält das getrocknete Kraut das nichthämolytische, aber toxische "Alfalfasaponin". Die Pflanze schmeckt unangenehm salzig, bitter und etwas herb.

David Marine (David Marine, Die Drüsen mit innerer Sekretion, S. 286, Wien/Leipzig 1937.), New York, hat mit seinen Mitarbeitern wiederholt auf das häufige Auftreten von Schilddrüsenhyperplasien bei Kaninchen vor der Pubertät, die bei einer aus Alfalfaheu und Hafer bestehenden Diät erhalten wurden, hingewiesen. In der kropferzeugenden Fähigkeit verschiedener Alfalfaheusorten bestehen große Unterschiede, die z. T., aber nicht gänzlich von den Schwankungen des Jodgehaltes abhängig sind. Die kropferzeugende Wirkung sowohl von Kohl- als auch von Alfalfaheu-Fütterung wird durch Methylcyanid (Acetonitril) wesentlich erhöht. Hingegen hebt Jod diese Wirkung vollkommen auf. Marine glaubt, daß der hohe Calcium- und der relativ niedrige Phosphorgehalt von Kohl und Alfalfa bei einer niedrig gehaltenen Jodzufuhr die Kropfbildung begünstigen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Zu versuchen bei Diabetes mellitus und Myxödem.

Angewandter Pflanzenteil:

Verwendet wird das Kraut. Aus dem frischen Kraut wird auch das "Teep" bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis:
½ Teelöffel der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.