Rosa centifolia und Rosa damascena. Gartenrose und Monatsrose. Rosaceae.

Name: Rósa centifólia L. (Regel als var., Crépin als subsp. von R. Gallica.) Gartenrose, Zentifolie, Hundertblätterige Rose. Französisch: Rose à cent feuilles; englisch: Cabbage rose; dänisch: Centifolierose; polnisch: Róża stulistna; russisch: Roza; tschechisch: Růže stolistá; ungarisch: Kertirózsa.

Rósa damascéna Miller (= R. calendarum Borkh., = R. bifera Pers., = R. centifolia bifera Poiret). Damascener- oder Portlandrose, Monatsrose. Französisch: Rose de tous les mois, rose de Damas; englisch: Damask rose; polnisch: Roza damascenska: tschechisch: Růze turecká; ungarisch: Olajrózsa.

Verbreitungsgebiet: Vermutliche Heimat: Ostkaukasus. Als Zierpflanze in vielen Ländern kultiviert.

Namensursprung: Erklärung zu Rosa s. Rosa canina; centifolia = hundertblätterig.

Botanisches: Rosa centifolia ist im Orient heimisch und wohl von Persien und Babylonien über Ägypten nach Altgriechenland und Altitalien gelangt und seitdem in vielerlei Formen gezüchtet worden. Sie bildet einen 1-3 m hohen Strauch mit kahlen, bräunlichen Ästen. Während die jungen grünen Ästchen nur mit kleinen Stacheln besetzt sind, tragen die größeren Zweige zahlreiche stärkere und schwächere Stacheln. Diese sind schwach zurückgebogen, an ihrer Basis breit und seitlich zusammengedrückt. Die Blätter stehen auf drüsig-borstigen Stielen, die fast stachellos sind. Die Blätter sind gefiedert. Die oberen bestehen aus drei, die unteren meist aus fünf, zuweilen aus sieben Blättchen. Diese sind eiförmig oder elliptisch-oval und unterseits weichhaarig. Der Rand ist einfach gesägt und drüsig. Die nickenden Blüten stehen zu zwei bis drei auf ziemlich langen Stielen, die wie der Kelch mit gestielten roten Drüsen besetzt sind. Die Staubgefäße und die äußeren Fruchtblätter sind zu Kronenblättern umgewandelt, wodurch die Blüte "gefüllt" ist. Die Farbe der Blüten ist milchweiß oder rosarot bis purpurrot. Die eiförmigen Scheinfrüchte gelangen meistens nicht zur Ausbildung, da der Unterkelch nach dem Verblühen rasch verwelkt und abfällt. Um den Wohlgeruch der Blüten zu erhöhen, wurde früher neben die Rose Knoblauch gepflanzt. Blütezeit: Juni.

Rosa damascena hat im Unterschied zu R. centifolia zahlreiche und starke Stacheln, die sich auch an den Blattstielen finden. Ihre Knospen sind länglich, während die der R. centifolia eiförmig sind. Die Kelchröhre ist verlängert und die Kelchzipfel sind zurückgeschlagen. Auch sie hat im Orient ihre Heimat.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Kultur der Rose, der Königin der Blumen, wie schon Sappho sie nennt, hat wohl mit den Indogermanen aus deren Urheimat ihren Triumphzug über die Erde angetreten. Unzählige antike Sagen knüpfen sich an ihre Entstehung. Nach einer Überlieferung soll die Rose als Überbleibsel des ersten Morgenrotes auf der Erde zurückgeblieben, nach einer anderen zugleich mit Aphrodite dem Meerschaum entsprossen sein. Jedenfalls hat die Schönheit und Anmut der Blüten schon in ältester Zeit die Bewunderung und Aufmerksamkeit der verschiedenen Völker erregt und auch die Verwendung der Blütenblätter zu kosmetischen, diätetischen und medizinischen Zwecken veranlaßt. In Persien wurden Rosengärten (gulistane) schon im frühesten Altertum gehalten. Chinesische und Sanskrit-Schriften wissen von dem Wohlgeruch der Blüten viel zu berichten, und das durch Vermengung der Blätter mit Fett gewonnene Rosenöl spielte im Religionskultus bei Balsamierungen aller Art eine große Rolle. So berichtet bereits die Ilias, daß Aphrodite den Leichnam Hektors mit Rosenöl salbte. Bei den Ägyptern galten die Rosen als Universalmittel. Herodot, der von einer sechzigblätterigen Rose, vermutlich der Rosa centifolia, schreibt, rühmt die wundervollen Rosengärten des Königs Midas in Thrakien. Der Name Rosa centifolia findet sich zuerst bei Theophrast und Plinius. Bei den griechischen und römischen Ärzten galten die Rosen als kühlendes und adstringierendes, daher austrocknendes Mittel. Dioskurides empfiehlt die Abkochung der trockenen, in Wein gekochten Blätter gegen Kopf-, Augen-, Ohren-, Zahnfleisch-, After- und Gebärmutterschmerzen und gibt genaue Anweisung zur Herstellung eines Rosenöles (nicht des destillierten Öles, sondern eines stark aromatisierten fetten Öles) und von Rosenpastillen. Nach Celsus wurde das Rosenöl besonders gegen Gebärmutterleiden zur Herstellung von Mutterzäpfchen verwendet. Der arabische Rhazes bezeichnete den Rosenhonig als Antiaphrodisiakum. Der zu Anfang des 12. Jahrhunderts in Konstantinopel lebende Arzt Johannes Actuarius ist einer der ältesten Schriftsteller, der das destillierte Rosenwasser erwähnt. Er empfahl es gegen Augenkrankheiten und den Rosenölzucker als innerliches Hilfsmittel. Eine Abscheidung von Rosenöl und Rosenwasser wurde in Europa erst nach 1580 durch Rossi und Porta bemerkt. Berühmt waren nach Athenaeus die Rosen von Samos, welche zweimal im Jahre blühten und wohl mit der Rosa damascena identisch sind. Bis in das 17. Jahrhundert hat Persien den Handel mit Rosenwasser und Rosenöl beherrscht. Sehr rasch verbreitete sich dann die Rosenkultur und Rosenindustrie nach Indien, Arabien, Tunis, Algier, Marokko, Kleinasien, Bulgarien und nach der Türkei. In Frankreich und Deutschland begann die Kultur der Rosen zur Gewinnung des Öles (von Rosa damascena) erst im 19. Jahrhundert.

Die Blumenblätter von Rosa centifolia, Petala Rosae centifoliae, die auch heute noch in der Volksheilkunde bei Diarrhöe, Ruhr, Bluthusten und Lungenleiden gebraucht werden, decken hauptsächlich den deutschen medizinischen Bedarf an Rosenblättern, während die Petala Rosae damascenae in Frankreich gebräuchlich sind. Aus den pulverisierten Blütenblättern wird ein Kinderpuder hergestellt.

Wirkung

Die Rose war als Heilmittel schon zu allen Zeiten bekannt, wie schon die Ausführungen bei Hippokrates (Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. 3, S. 358, 378, 437, 586.), der hl. Hildegard (Der Äbt. Hildegard Causae et Curae, S. 189.) und Paracelsus (Paracelsus Sämtl. Werke , Bd. 1, S. 82, 122, 696, 721, 726, 728, 915, 919, Bd. 2, S. 57, 91, 93, 640, Bd. 3, S. 204, 404, 463, 507, 562.) zeigen.

Nicht nur Saft und Wasser wurden verwendet, sondern auch Rosen-Sirup, -Honig, -Zucker, -Konserven, -Latwergen, -Essig, -öl und -Pulver hergestellt, wie Bock (Bock, Kreutterbuch, S. 364.) beschreibt. Dieser Autor rühmt die Rosenpräparate bei Fieber, zur Herz- und Gehirnstärkung, "Erweichung des harten Bauchs", äußerlich bei "hitzigem Magen", brennenden Blattern, "hitziger Cholerischer krankheyt" und Kopfschmerzen; die Rosenfrüchte verordnet er gegen Gonorrhöe, gedörrt gegen Ruhr und Blutspeien.

Bei Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 55.) findet der frische Rosensaft Anwendung als mildes Purgans, Blutreinigungsmittel, gegen Ikterus, Herzklopfen, Fieber, Ohnmacht, hitzige Geschwülste, Menorhagie, äußerlich gegen Zahnleiden, Mundaffektionen und Brandschäden.

Auch v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 1184.) schreibt ein Loblied auf die Heilkraft der Rose, namentlich als Herz- und Nerventonikum,

und Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 34, 75, 154, 348, 366, 393.) und Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 446.) führen sie gleichfalls an.

In Frankreich ist Rosa damascena als mildes Purgans bekannt (Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 18.).

In der Homöopathie werden die Blütenblätter gegen Heuschnupfen angewendet (Clarke, A Dictionary of Mat. med., Bd. III, S. 1019.).

Die adstringierende Wirkung beruht auf dem Gehalt an ätherischem Öl (Hauptbestandteil Geraniol 63,7%) und Gerbstoffen (10-25%) (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 751.).

Toscano-Rico (Toscano-Rico, Comptes rendues de la Soc. d. Biol. 1929, 102, IX.) stellten fest, daß das Geraniol ein ausgezeichnetes Anthelmintikum gegen Bandwürmer der Rinder und Askariden der Schweine ist. Weiter ist es ein schwaches Expektorans.

Kondo, Ivamoto und Kuchila (Kondo, Ivamoto u. Kuchila, 1929, zit. nach Müller, Zeitgenössisches medizinisches Herbarium der tschechoslowakischen Flora, Prag 1936.) isolierten aus den Samen der Varietät Rosa multiflora ein Glykosid Multiflorin, das stark abführend wirkt.

Die Blüten enthalten ferner u. a. Quercitrin, Bitterstoff, fettes Öl und Wachs (Du Menil, Arch. Pharm., 15, 352, 1838; Senier, Pharm. Journ. (3), 7, 650; Enz, Vierteljahrsschr. Pr. Pharm., 16, 53, 1867.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Rosa centifolia und R. damascena werden nur sehr selten in der Heilkunde angewendet. Flores Rosae (Flores Rosarum) werden zu innerlich zu nehmenden, leicht adstringierenden Species zugesetzt, äußerlich zu Gurgel- und Waschwässern angewandt. Das Aqua Rosae, ein Destillat aus den frischen Blättern, dient äußerlich als Bestandteil verschiedener kosmetischer Waschwässer, das Extractum Rosae fluidum äußerlich zu Mund- und Zahnwässern, das Oleum Rosae als Geruchskorrigens und zu Mundwässern. Der Rosensirup, Sirupus Rosae, wird in Dosen von 2 bis 4 ccm als Korrigens zu innerlich zu nehmenden Mitteln gegeben (Klemperer-Rost).

Die Homöopathie verordnet Rosa bei beginnendem Catarrhus aestivalis mit Ergriffensein der Eustachischen Röhre und Ohrensausen.

Als leichtes Adstringens werden die Rosenblätter auch gelegentlich bei Diarrhöe und Hämoptoe gebraucht. Umschläge mit Rosenwasser werden von Pfleiderer, Ulm, als wunderbar beruhigend für Herz und Nerven empfohlen. Bei Gesichtsrose sollen trockene Auflagen der Blüten und bei Erkrankungen der Mundhöhle wie Stomakake, "Schwämmchen" der Kinder, Spülungen mit der Abkochung helfen.

Angewandter Pflanzenteil:

Hippokrates verwendet Blüten und Blätter des Rosenstrauches und kennt auch den Gebrauch des Rosenöls.

Paracelsus erwähnt nur das Rosenöl.

Bock schreibt: "Alles was an der Rosen ist / haben die alten auffgehaben / unnd zu der artznei nützlich in leib und außerhalb wahrhafftig befunden." Er kennt die Verwendung der frischen sowohl als auch der getrockneten Blumenblätter.

Frische und gedörrte Rosenblätter, Samen und Früchte führt auch Matthiolus an, der betont: "Im Gebrauch aber der Rosen sol man das unterste weiße an den Blettern / welches der Nagel genannt wird / abpflocken / und hinwegwerffen."

Die Verwendung der frischen Rosenblätter kennt auch Osiander, Hufeland spricht von den Blättern.

Clarke läßt die Tinktur aus den Blüten herstellen und Wasicky spricht ebenfalls von den Flores Rosae.

Die Angabe im HAB. lautet: Frische Blumenblätter (§ 3). Aus solchen wird auch das "Teep" hergestellt.

Flores Rosae sind offizinell in Österreich, Schweiz, Holland, England, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Rußland, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Japan. Z. T. sind die Blumenblätter von Rosa centifolia, z. T. auch die von Rosa gallica zugelassen.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" alle drei Stunden.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Flores Rosae.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.