Jatropha curcas. Purgiernußbaum. Euphorbiaceae.

Botanical name: 

Name: Jatrópha cúrcas L. Purgiernußbaum. Französisch: Médicinier, pignon d'Inde; englisch: Physic nut, Barbadoes nut, purging nut.

Verbreitungsgebiet: Kultiviert in Afrika und Jndien.

Namensursprung: Jatropha soll aus dem griechischen ίατρ_ς (iatros) = Arzt und τροφ_ (trophe) = Nahrung in bezug auf die medizinischen Kräfte verschiedener Spezies der Gattung entstanden sein.

Botanisches: Der bis 3 m hohe Strauch mit milchigem, unangenehm riechendem Safte hat efeuartige Blätter und kleine grünliche, in Doldentrauben stehende Blüten. Er ist im tropischen Amerika beheimatet, wo er an Flußufern wächst. Heute wird er in allen wärmeren Gegenden als Hecken- oder Stützpflanze verwandt. Die einhäusigen Blüten bilden endständige oder blattachselständige, trugdoldige Rispen. Seine Früchte sind eirunde schwärzliche Kapseln mit länglichen, schwarzen, glatten Samen von Bohnengröße. Die purgierende Eigenschaft der Nüsse soll nur vom Embryo herrühren, nach dessen Entfernung der Samen eßbar sein soll. Blütezeit: Fast das ganze Jahr.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die ersten spärlichen Nachrichten von den medizinischen Eigenschaften der Jatropha curcas und besonders von dem in ihren Samen enthaltenen Öl stammen von dem berühmten spanischen Arzte Monardes (1493-1588). Die Droge wurde bei allen Arten von Wassersucht, besonders bei Anasarka, gegen Gicht und als Anthelmintikum sehr empfohlen. Die Samen waren früher als Nuces catharticae, Semen Ricini majoris, Purgier- oder Brechnüsse offizinell und werden noch heute besonders von den Capverden in großen Mengen als Pignons d'Inde ausgeführt. Sie wirken sehr stark abführend und können in zu großen Mengen genommen, wie Percival berichtet, sogar tödliche Vergiftungen hervorrufen. Sie liefern auch das technisch wertvolle Oleum infernale. In der homöopathischen Literatur wurde die Droge zuerst im Jahre 1833 durch Hering erwähnt.

Wirkung

Das Mittel wird von Wendt in Hufelands (Hufeland, Journal, Bd. 60, IV., S. 18.) Schriften als drastisches Purgans angeführt.

In der indischen Volksmedizin (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en Raadgevingen betreffende het gebruik van Indische planten, vruchten enz., 's-Gravenhage 1934.) wird das Harz der Jatropha curcas gegen Zahnschmerzen in die hohlen Zähne getan. Die gesunden Zähne dürfen mit dem Harz nicht berührt werden. Kindern mit Madenwürmern reibt man den After abends vor dem Zubettgehen mit einer Salbe aus Jatropha curcas-öl oder den Blättern ein. Am folgenden Morgen soll man die Würmer mit einem Wattebausch entfernen können. Um einen regelmäßigen Stuhlgang bei Kindern zu erzeugen, legt man 3-4 Blätter der Jatropha gedämpft oder gekocht oder auch mit Öl bestrichen und dann über dem Feuer welkig gemacht auf den Leib. Gegen Jatropha-Vergiftungen gibt man Branntwein.

Die Pflanze enthält einen ätzenden Milchsaft (Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, S. 382.), der Hauterkrankungen hervorruft (Touton, Beitr. Biol. Pflanz. 1931, Bd. 19, S. 1.). In den Samen findet sich ein purgierendes Öl, das in der Volksmedizin des tropischen Amerika gegen Hydrops, Arthritis urica, Paresen, Vermes und bei Hautkrankheiten verwandt wird ((Vgl. 2.) und erheblich stärker abführt als Rizinusöl. Das Curcasöl enthält neben den in fetten Ölen üblichen Fettsäuren und deren Glyzeriden als toxisches Prinzip die Curcinoleinsäure (Curcanolsäure) (Thoms, Handb. d. pr. u. wiss. Pharmazie, Bd. VI, S. 1138.). Weiterhin enthalten die Samen das Toxin Curcin, das dem Ricin ähnlich ist (Robert u. Siegel, Apoth.-Ztg. 1893, S. 596; Felke, zit. nach Chem. Zentralbl. 1914, Bd. I, S. 1958.).

Im Jahre 1923 erkrankten in Le Hâvre Hafenarbeiter, die irrtümlicherweise die Samen von Jatropha curcas für Erdnüsse gehalten hatten, an folgenden Vergiftungserscheinungen: heftige Diarrhöe, Erbrechen, Delirium, Schwindel, Abnahme des Sehvermögens, Schwächung des Gedächtnisses und Muskelzuckungen (Manget, Revue francaise d'Homoeopathie 1927, Nr. 8.).

In der Homöopathie wird das Mittel hauptsächlich gegen Diarrhöe, Magenkrämpfe, Cholera und Cholerine verwendet (Clarke, A Dictionary of Pract. Mat. Med., Bd. II, S. 66; Stauffer, Hom. Taschenb., S. 239.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Die Anwendung in drastischer Form ist wegen der Gefahren bei Gravidität (bei der rasch einsetzenden Wirkung kommen die Wirkstoffe noch unzersetzt in den Dickdarm, wirken hier wie die Anthrachinondrogen und machen reflektorisch Uterushyperämie und Wehenanregung) und Entzündungen des Magen-Darmkanals in der europäischen Medizin kaum üblich. Auf homöopathischer Basis wird die Droge in sehr geringen Gaben dagegen recht häufig verordnet, und zwar bei profusen Diarrhöen, häufig mit Muskelkrämpfen und kolikartigen Affektionen verbunden, Cholerine, Cholera asiatica et nostras und Vomitus.

Bei chronischem Magenkatarrh und Magenerweiterung mit Plätschergeräusch konnte J. Schmitz einen 14jährigen Lehrling, der nach 3/4jähriger Krankenhausbehandlung als "unheilbar" entlassen worden war, durch dreimalige Verabreichung von Jatropha curcas heilen.

Weiter gibt man das Mittel bei Kollaps, kaltem Schweiß und allgemeiner Körperkälte, Zyanose und heftigen Wadenkrämpfen.

Als Wechselmittel kann Veratrum album empfohlen werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Der wirksame Stoff findet sich vor allem in den Samen. So werden diese zur Bereitung der Mittel verwendet. Ebenso gibt das HAB. die Samen an (§ 4), und auch das "Teep" wird aus ihnen bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis in der Homöopathie:

1 Tablette der Pflanzenverreibung "Teep" zweistündlich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 0,01% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,000025 g Sem. Jatropha curcas.) dil. D 4, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch cave zu große Dosen. Ein einziger Samen (etwa 17 mm lang) führt oft zu zehnmaligem Erbrechen und doppelt häufigen Stuhlgängen.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.