Morus nigra. Schwarzer Maulbeerbaum. Moraceae.

Botanical name: 

Name: Mórus nígra L. Schwarzer Maulbeerbaum. Französisch: murier noir; englisch: Mulberry; italienisch: Moro.

Verbreitungsgebiet: In Süd- und Mitteleuropa kultiviert

Namensursprung: Morus von griechisch μ_ρος (móros) = unschmackhaft, fade (?), nigra = schwarz wegen der purpurschwarzen Beeren.

Botanisches: Morus nigra wächst als Strauch oder Baum bis zu 15 m Höhe. Die Krone ist dicht und gedrungen, etwas kurzzweigig. Borke graubraun, rissig. Laubblätter mit flachrinnigem, etwas behaartem Stiel, ungeteilt oder unregelmäßig ausgeschnitten oder lappig, am Grunde meist gleichseitig, abgerundet oder herzförmig, ungleich grob gesägt, derb, oberseits dunkelgrün, durch angedrückte Haare rauh, unterseits dicht weichhaarig. Blüten eingeschlechtlich. Bäume einhäusig oder zweihäusig. Männliche Blüten in länglichen, walzlichen Kätzchen, die weiblichen Blütenstände eiförmig, fast sitzend. Die Blütenhüllblätter der weiblichen Blüten rauhhaarig. Die Narben sind lang und rauhhaarig. Die Maulbeere glänzend purpurschwarz, angenehm säuerlich-süß schmeckend, 2-2,5 cm lang. Blütezeit: Mai. Die Beeren reifen im August bis September. Der Baum ist vielfach in Gärten und bei Gehöften angebaut, gelegentlich wohl auch als Alleebaum. Heimat wahrscheinlich Persien. Als Futter für die Seidenraupe eignet er sich wegen der Behaarung der Blätter schlecht.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Schwarze Maulbeerbaum wird schon in der Bibel erwähnt, er ist eher als die weiße Art nach Europa gekommen. Er war bereits Theophrast und Plinius bekannt; auch Horaz, Vergil und Columella erwähnen ihn. Elefanten, denen vor der Schlacht der Rüssel mit Maulbeeren bestrichen wird, sollen dadurch (offenbar wegen der Ähnlichkeit des Saftes mit dem Blute!) kampfgierig werden. Die wohlschmeckenden, etwas schleimigen Beeren dienten schon den alten Griechen zum Färben des Weines. Karl der Große ließ den Baum diesseits der Alpen anpflanzen. Im Mittelalter stellte man in den Klöstern auch vielfach einen Maulbeerwein her. Die scharfe, bittere Wurzelrinde benutzte man gegen Bandwürmer, sowie als Abführmittel. Den Griechen galt der Baum als Symbol der Klugheit, weil er sich erst spät im Frühling, wenn keine Nachtfröste mehr drohen, mit seinen Blättern hervorwagt.

Wirkung

Hippokrates (Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. III, S. 384.) verwandte die pulverisierten Blätter zum Auflegen bei Frauenkrankheiten.

Dioskurides (Berendes, Des Pedanios Dioscurides Arzneimittellehre, 1902, S. 145.) sagt von der Maulbeere, daß sie den Bauch öffnet. Der eingekochte oder an der Sonne getrocknete Saft wirkt adstringierend. Er ist auch wirksam bei Flüssen, kriechenden Geschwüren und Mandelentzündung. Unreife, getrocknete und zerstoßene Maulbeeren helfen Magenkranken. Eine Abkochung der Wurzelrinde löst den Bauch, vertreibt den Bandwurm und wirkt als Gegenmittel bei Vergiftungen durch Sturmhut. Bei Verbrennungen sind zerstoßene Maulbeerblätter in Öl heilsam. Abkochungen von Rinde und Blättern wirken als Mundwasser lindernd auf Zahnschmerzen. Der Saft der Wurzel, zur Zeit der Weizenernte angezapft, bildet schon am nächsten Tage eine steife Masse, die gegen Zahnschmerzen wirksam ist, Geschwüre öffnet und den Bauch reinigt.

Äbtissin Hildegard von Bingen (Äbtissin Hildegard von Bingen, übersetzt von Schulz, 1933, S. 166.) rühmt den Maulbeerbaum bei Leberleiden, weil der Schmerz der Leber in vielen Fällen von zu großem Blutreichtum herrühre, den die Wärme und der Saft der Maulbeere, der gewissermaßen dem Blute artverwandt sei, beruhigen.

Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1563, S. 100 c.) sagt, daß die reifen Maulbeeren abführend wirken, die dürren aber verstopfen, und nennt sie als Gegenmittel für Aconitum lycoctonum.

Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 75.) kennt auch eine abführende Wirkung der Rinde und führt besonders die Wirkung der Maulbeerlatwerge bei Leber- und Halsleiden an.

Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 385.) weiß ähnliches zu berichten.

Johnson-Gerard (Johnson-Gerard, History of Plants, 1597 - 1633, S. 1508.) führen die bisher schon genannten Wirkungen an und fügen die durststillende und appetitanregende, sowie verdauungsfördernde hinzu.

v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 1027.) unterscheidet nicht zwischen Morus nigra und Morus alba. Er erwähnt die Anwendung gegen Durchfälle, Rote Ruhr, Blutauswurf und Menorhagie, doch warnt er davor.

Bischoff (Bischoff, Lehrb. d. Botanik, 1840, S. 769.) sagt, daß die scharfe, bittere und purgierend wirkende Rinde der Wurzel, die früher als Wurmmittel Verwendung fand, "auch in neuerer Zeit wieder empfohlen" wurde.

Dragendorff (Dragendorff, Die Heilpflanzen, 1898, S. 171.) gibt die Verwendung der Wurzelrinde als Purgans an. Hager (Hager, Handb. d. pharm. Praxis, 1930, S. 182.) erwähnt nur eine gelegentliche Verwendung gegen Halsleiden. The British Pharmaceutical Codex (Brit. Pharm. Codex, 1923, S. 1081.) bezeichnet Maulbeersaft als leichtes Laxans und Expektorans.

In China (Tsutomu Ishidoya, Chinesische Drogen, Teil II, S. 142.) wird die Wurzelrinde von Morus bombycis Koidz unter der Bezeichnung von Sang-ken-pai-p'i schon lange gegen Diabetes, Wassersucht, Nierenhypofunktion und Impotenz empfohlen.

In Indien werden die Blätter von Morus alba zur Blutreinigung und Wundbehandlung gebraucht (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en raadgevingen betreffende het gebruik van Indische planten, vruchten enz., 1934, 's-Gravenhage, S. 12, 254, 343.).

Die Blätter sind reich an Calciumcarbonat, sie enthalten ferner Adenin, Asparaginsäure, Glucose und Pepton. In ihrer Asche wurden 0,024% Kupfer nachgewiesen. Die Wurzelrinde enthält Calciummalat und Labenzym, die Früchte u. a. Pectinstoffe und Pectose (Wehmer, Pflanzenstoffe, I, 1931, S. 237.).

Anwendung:

Morus nigra kann als leichtes Laxans und Expektorans verordnet werden. Neuerdings werden die Blätter sehr empfohlen bei Diabetes mellitus. (Hier läßt Weiß, Frankenthal, mit gutem Erfolg die zerstampften, trockenen Blätter über das Essen, z. B. weißen Käse, gestäubt nehmen.)

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Bereitung der Laxantia und Expectorantia sind die Beeren und Wurzelrinde zu verwenden. Für die Arzneimittel gegen Diabetes sind die Blätter zu empfehlen, aus denen auch das "Teep" hergestellt wird.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1,7-3,5 g des Maulbeersirup (Brit. Pharm. Codex).
1 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.