Senega. Klapperschlangenwurzel. Polygalaceae.

Botanical name: 

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Name: Polýgala sénega L. Klapperschlangenwurzel. Französisch: Polygale de Virginie; englisch: Seneca, snake-root; dänisch: Senegarod; polnisch: Krzyzownica amerykańska; schwedisch: Senegarot; tschechisch: Vitod senega.

Namensursprung: Der Name Senega ist der einheimische Name der Wurzel, nach dem auch ein Indianerstamm, der sich der Wurzel gegen Schlangenbiß bediente, als Seneka-Indianer bezeichnet wurde. Nach Koehler ist allerdings auch eine Ableitung von dem englischen snake = Schlange in bezug auf die Verwendung oder auch auf die schlangenähnliche Form der Wurzel möglich.

Botanisches: Die in trockenen steinigen Wäldern Nordamerikas wachsende Erdstockstaude treibt aus den Achseln der schuppenförmigen Niederblätter zahlreiche bis 40 cm hohe Stengel. Die wechselständigen Blätter sind eiförmig-lanzettlich, die endständigen Blütentrauben blaßrötlich und von Deckblättern schopfig überragt. Die braungelbe Wurzel ist an ihren tiefen Längsrunzeln, ihren Höckern und an einer scharf hervortretenden Schwiele, dem Kiel, sehr leicht als solche zu erkennen. Das in ihr enthaltene ätherische Öl geht bei längerem Lagern verloren, wodurch der Wert der Droge herabgesetzt wird. Blütezeit: Juni und Juli.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Senegawurzel ist ein altes Heilmittel der Senekaindianer, eines Irokesenstammes Nordamerikas, gegen den Biß der Klapperschlange. Der schottische Arzt Tennant, der den Gebrauch der Wurzel bei den Eingeborenen beobachtet hatte, gebrauchte sie im Jahre 1735 bei der Behandlung von Brustkrankheiten und erzielte so ausgezeichnete Erfolge damit, daß ihm die Regierung in Philadelphia eine Belohnung von 75 Pfund Sterling zukommen ließ. Einige Jahre später schickte er einen Bericht über die Gebrauchsart der Droge an Richard Mead in Edinburgh, sowie an Jussieu und einige andere Akademiker nach Paris. Schon 1704 war die Pflanze als Platula marylandica von John Ray in seiner Historia Plantarum erwähnt und 1734 von dem Nürnberger Arzt Jakob Trew als Senegau abgebildet worden, ohne daß ihr jedoch weitere Aufmerksamkeit gezollt worden war.

Wirkung

Linné gebrauchte die Senegawurzel persönlich bei einem Brustleiden und empfahl sie, wies aber gleichzeitig darauf hin, daß die einheimische Polygala amara wahrscheinlich ähnliche Kräfte besitze (Köhlers Medizinalpflanzen-Atlas, Bd. II, S. 169.) - eine Ansicht, die durch neuere Forschungen ihre Begründung gefunden hat.

Häufig verordnet wurde die Droge von Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 74, 76, 115, 117, 141, 146, 179, 207, 331, 334; Journal Bd. 1, S. 269, Bd. 19, II., S. 78, Bd. 28, VI., S. 59, Bd. 32, I., S. 71.), der sie als Expektorans und bei Magenverschleimung anwenden ließ und Berichte von Kreisphysikus Maercher, Michaelis u. a. veröffentlicht, wonach sich das Mittel bei "epidemischer Bräune" bewährt hat.

Als Mittel, das auf fast alle Organe sekretionsanregend wirkt, wird Senega in der englischen Medizin geschätzt. Als Hauptindikationen werden chronische Bronchitis und chronische Pneumonie, daneben, Krupp, Pertussis, Asthma, renaler Hydrops, Herzklopfen mit Unruhe, Amenorrhöe, Dysmenorrhöe, Rheuma usw. genannt (Bentley and Trimen, Medicinal Plants, Bd. I, S. 29, London 1880.).

Von Herzfeld (Herzfeld, Dtsch. med. Wschr., 51, 1915.) wird Senega zur Behandlung der Altersbronchialkatarrhe empfohlen.

Die Homöopathie empfiehlt die Droge besonders bei Bronchitis mit zähem und schwer löslichem Auswurf, Laryngitis, Pneumonie, Pleuritis. Phthisis, Augenerkrankungen wie Konjunktivitis und Katarakt, bei Blasenkatarrh und Enuresis (Stauffer, Homöop. Taschenbuch, S. 296; Hughes-Donner, Einf. in die homöop. Arzneimittell., S. 193; Schmidt, Homöop. Arzneimittell., S. 289.).

Senega gehört zu den Saponin-Drogen; sie enthält das Saponin Senegin (etwa 10%) (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 392.). Für Senega kommt namentlich die die Bronchialschleimdrüsen anregende Wirkung in Betracht. Infolge der weitgehenden Übereinstimmung des Chemismus von Polygala senega mit jenem von Polygala amara und Primula veris setzten sich neuerdings zahlreiche deutsche Pharmakologen (Vgl. 5.) dafür ein, diese beiden letzteren als vollwertigen Ersatz der teueren ausländischen Senegawurzel zu verwenden. Außer anderen Bestandteilen dürfte auch der Gehalt an Salizylsäuremethylester auf die therapeutische Wirkung von Einfluß sein (Glaser, Krauter, Kroeber, Wasicky, Joachimowitz u. a., zit. b. Kroeber, Das neuzeitl. Kräuterbuch, S. 212 u. 313.).

Hinsichtlich des Saponingehaltes wurde für die homöopathische Urtinktur ein hämolytischer Index von 1 : 400, dagegen für das "Teep"-Präparat ein solcher von 1 : 8000 festgestellt. Wurde die homöopathische Urtinktur mit 25%igem Weingeist hergestellt, so wurde ein hämolytischer Index von 1 : 2000 gefunden (Nach eigenen Untersuchungen; vgl. auch Kuhn u. Schäfer, Pharm. Ztg., 80, 257, 1935.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Senega beeinflußt chronische Katarrhe der Respirationsorgane, namentlich bei pastösen und alten Patienten. So leistet sie gute Dienste bei chronischer Bronchitis mit zähem, spärlichem Auswurf, Pneumonie, Asthma bronchiale, Altershusten (Janke konnte bei einem 78jährigen Patienten mit hartnäckigem Husten durch die Verordnung von Senega D 3 schon in 24 Stunden Linderung und in wenigen Tagen Heilung erzielen), Laryngitis, Krupp, chronischem Emphysem, Pleuritis und Pertussis.

Verschiedentlich wird auch Phthisis genannt, doch werden bei dieser Anwendung vielfach Bedenken geäußert, da Senega zu den stark expektorierenden Mitteln zählt. Auf jeden Fall sollte das Mittel bei Phthisis nur in homöopathischen Verdünnungen verordnet werden.

Auch wird Senega bei Erkrankungen der Augen (Konjunktivitis, Blepharitis, Photophobie, Überanstrengung der Augen und Schwachsichtigkeit), Cystitis, Enuresis und Brustwassersucht genannt. Einheitliche Wechselmittel werden nicht angeführt.

Angewandter Pflanzenteil:

Alle Angaben stimmen darin überein, daß von Polygala senega die Wurzel zu verwenden ist.

Nach dem HAB. wird die Tinktur aus der getrockneten Wurzel gewonnen (§ 4). Solange keine frischen Wurzeln in genügender Menge zur Verfügung stehen, wird das "Teep" aus der Droge bereitet.

Radix Senegae ist offizinell in allen Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:
0,5-2 g der Wurzel im Dekokt mehrmals täglich (Hager).
1 Tablette der Pflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rad. Senegae.)

In der Homöopathie:

dil. D 1-2.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt. Bei Magen-Darmkatarrh kontraindiziert.

Rezepte:

Zur Förderung des Auswurfes bei Pneumonie (nach Hufeland):

Rp.:
Rad. Senegae . . . 7,5
coq. c. Aq. font. . . . 420
. . . ad 240
Colat. adde
Sal. ammoniac.
Vin. Antimon.
Aq. Lauroceras. . . . aa 3,75
Sir. Althaeae
Mell. pur. . . . aa 30
M.d.s.: Zweistündlich 2 Eßlöffel voll.
Rezepturpreis etwa 3.12 RM.

Als Expektorans (nach Trendelenburg):

Rp.:
Decoct. Rad. Senegae . . . 10:100
Sirupi simpl. . . . ad 150
M.d.s.: Dreistündlich 1 Eßlöffel voll.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.58 RM.

Oder:

Decoctum Senegae (F. M. Germ.):

Rp.:
Decoct. Rad. Senegae . . . 8(-10):140
Liq. Ammon. anis. . . . 5
Sirup. Senegae . . . ad 150
M.d.s.: Teelöffelweise zu nehmen.
Rezepturpreis etwa 1.63 RM.

Oder (nach Klemperer-Rost):

Rp.:
Decoct. rad. Senegae (15,0) 190
Ammonii chlorati . . . 5
Succi Liquiritiae dep. ad. . . . 200
D.s.: Ein- bis zweistündlich 1 Eßlöffel.
Rezepturpreis etwa 1.74 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.