Wir sammeln Wildgemüse.

Problems: 

Welche Pflanzen sollen gesammelt werden?

Die Zahl der für die Küche verwertbaren Wildgemüse ist beträchtlich. So fällt es nicht schwer, davon weit über hundert verschiedene Arten aufzuzählen. Es hat jedoch keinen volkswirtschaftlichen Sinn, solche Wildgemüse zu sammeln, die vielleicht nur hier und da vorkommen, oder sogar zu den Seltenheiten gehören.

Eine ganze Reihe von Wildgemüsearten zählen erfreulicherweise zu unseren gemeinsten Unkräutern. Hier heißt es zunächst zufassen.

Ohne große Wanderungen, ohne großen Arbeitseinsatz und Zeitverlust lassen sich hiervon ansehnliche Mengen für die Küche zusammentragen.

Mitzunehmende Gereite

  • 1 griffestes Messer
  • 1 Spatel z. Ausgraben von Knollen oder Wurzeln
  • Größere und kleinere Papiertüten
  • Dosen aus starkem Pergament o. a. geeignete Behälter zur Aufnahme von Beeren und Wildpflanzen

Für den Anfang des Sammelns

Das Sammeln soll im Anfang auf die allgemein bekannten Arten beschränkt werden.

Nach und nach ist der Kreis der zu sammelnde Wildpflanzen zu erweitern.

Notwendig ist für alle Fälle die sichere und genau Kenntnis der zu sammelnden Wildpflanzenarten.

Jeder Sammler muß in der Lage sein, die verschiedenen Arten draußen zu erkennen, auch wenn sie nicht in Blüte stehen, sondern vielleicht nur erst in Form von Blattrosetten vorhanden sind, die gerade für den Küchengebrauch oftmals besonders wertvoll sind.

Grundsätzlich soll nur das gesammelt werden, was sicher bekannt ist als harmlos, nahrhaft und schmackhaft.

Das Ziel des Sammelns

Das geplante und festgesetzte Ziel, ob auf Wiesen, an Teichgebieten, an Eisenbahndämmen oder anderen Plätzen gesammelt werden soll, gibt gleichzeitig darüber Aufschluß, welche Pflanzenarten zu sammeln sind.

Aber auch andere Pflanzen oder Früchte, die sich unterwegs unverhofft zeigen, sollen mitgenommen werden. Überraschungen wird es auf diesen Sammelwanderungen immer geben.


Besondere Hinweise

Zum Verhalten beim Sammeln:

Äcker, Wiesen, Eisenbahndämme oder andere Nutzflächen mit größter Schonung betreten, damit kein Flurschaden oder dergleichen entsteht.

Beim Einsammeln der Pflanzen:

Bei der Entnahme der Pflanzen ist mit aller erforderlichen Schonung vorzugehen.

Gepflückt soll nur das werden, was auch tatsächlich zu gebrauchen ist!

Dabei ist zu beachten, daß von den Pflanzen, deren Wurzeln und Knollen nicht verwertet werden, nur das junge, zarte Grün gepflückt wird; daß die Pflanze selber weiterleben soll, also nicht übermäßig geschädigt werden darf.

Eine Ausnahme machen die gemeinen Unkräuter. Hier ist keinerlei Schonung notwendig, weil diese Arten sich immer wieder in hinreichender Menge fortpflanzen.

Mit Staub bedeckte Pflanzenteile, wie sie oft besonders an Wegrändern stehen, werden nicht gepflückt!

Bei Wildgemüsen, die aus Teichen, von Wasserläufen und dgl. stammen, ist größte Vorsicht geboten, weil hier unter Umständen mit einer Ansteckung durch Bazillen zu rechnen ist.

Solche Pflanzenteile niemals roh essen! Auch nicht als Salat!

Für das Nachsortieren:

Nach sorgsamem Pflücken nur wirklich verwendbarer Pflanzenteile wird nur noch ein kurzes Nachlesen notwendig sein. Dieses Nachsortieren ist zweckmäßig gleich im Freien, während einer eingelegten Ruhepause durchzuführen.

Bei etwa auftretenden Zweifeln, ob das gepflückte Blattwerk für die küchenmäßige Verarbeitung noch genügend zart ist, ist eine Kauprobe vorzunehmen.

Danach sind die gesammelten Blätter oder dergleichen in die mitgenommenen Behälter zu verteilen.

Auf dem Heimweg

Auf dem Transport nach Hause sollen die gesammelten Pflanzen nicht gedrückt werden. Je schneller sie verarbeitet werden, um so frischer sind die Pflanzen noch, um so mehr kommt diese Frische dem Gericht inhaltlich und geschmacklich zugute.

In der Küche

Wildgemüse helfen den knappen Küchenzettel erweitern. Sie sind eine billige und willkommene Abwechslung. Doch darf sich die Hausfrau durch die verfügbaren großen Mengen wildwachsender Gemüse nicht verleiten lassen, sie zu oft zu kochen. Jede einseitige Ernährung wirkt sich ungünstig aus, also auch die von Wildgemüsen.

"Die Neunerstärke"

In früheren Zeiten war es ein überlieferter Brauch, am Gründonnerstag das Frühlingsgericht "Die Neunerstärke" auf den Tisch zu bringen. Zu diesem herzhaften Gericht gehören folgende Wildpflanzen:

Löwenzahn, Giersch, Bachbunge, Brennessel, Sauerampfer, Tripmadam, Schafgarbe, Wiesenknöterich, Sauerklee


Aus Wald und Feld den Tisch bestellt, 1947, von Prof. Dr. Walther Schoenichen.