01. Semecarpus Anacardium.

Vol. 01. Bild 01. Semecarpus anacardium. Vol. 01 Bild 01. Semecarpus anacardium 2.

Dieser Baum, der nach Roxburgh's Beobachtung Zwitter- und männliche Blumen auf verschiedenen Stämmen trägt, gehöret eigentlich zur Polygamia Dioecia; die Species plantarum aber, die ich in Hinsicht des Systems bey diesen Medizinalgewächsen zum Grunde lege, lassen ihm seinen Platz in der Pentandria Trigynia.

Die Nüsse des ächten Acajou's gehören mit zu den rohen Arzeneymitteln, und sind unter dem Namen der ostindischen Elephantenläuse (Anacardium orientale) bekannt. Die westindischen Elephantenläuse, welche von dem westindischen Nierenbaume (Anacardium occidentale) kommen, unterscheiden sich von diesen durch ihre nierenförmige Gestalt.

Die grüne, zerstossene Frucht (der fleischige Befruchtungsboden) giebt einen guten Vogelleim. — Der in der Schale der Nuss enthaltene schwarze, harzige Saft ist so scharf und ätzend, dass er schon in geringer Menge nicht nur die Haut roth macht und Blasen zieht, sondern auch — vorzüglich bey zarten Personen — Entzündungen hervorbringt und in grösserer Menge sogar üble Schäden verursacht.

Nach Roxburgh's Berichte gebrauchen die Einwohner diesen Saft wider Hüftweh, Rhevmatismen und Verrenkungen; und die Telingaischen Ärzte heilen damit die venerische Krankheit. Sie mischen nämlich frische, zerstossne Tamarindenblätter, Kokosnussöhl und Zucker, von jedem zwey Unzen, mit einer Unze des aus der Schale gepressten Saftes, und geben von dieser Mischung täglich zweymal einen Esslöffel voll.


Pentandria Trigynia
Semecarpus.

Der Kelch unter dem Fruchtknoten, 5-spaltig. Die Blumenkrone 5-blättrig. Eine in den grossen, fleischigen, niedergedrückten Befruchtungsboden eingesetzte Nuss.

Semecarpus Anacardium.
Linn. Spec. plant, ed. Willd. T. I. p. 1476.
Roxburgh Plants of the coast of Coromandel I. p. 3. t. 2.
Anacardium primum. Bauh. pin. p. 511.
Ächter Acajou, Ostindicher Anacardienbaum.
Wächst in Ostindien auf dürren bergigen Gegenden.
Blühet im Julius und August. ♄.

Der Stamm baumästig, sehr dick und hoch, mit einer rauhen, grauen Rinde bedeckt, die in ihrer innern Substanz ein weiches, weisses, unschmackhaftes, in den Spalten sich absetzendes Gummi enthält. Die Äste zahlreich, sehr ausgebreitet mit glatter, hell-aschfarbiger Rinde.
Die Blätter gestielt, an den Spitzen der Aeste wechselweisstehend, keilförmig, an der Spitze abgerundet, von fester Substanz, ganzrandig, auf der obern Seite sehr glatt, auf der untern weisslich und scharf, neun bis achtzehn Zoll lang, vier bis acht Zoll breit. Die Blattstiele halbrund, anderthalb bis zwei Zoll lang.
Die Rispe an den Spitzen der Äste, aus mehreren einfachen Ähren zusammengesetzt, bald mehr bald weniger ausgebreitet, mit einigen Nebenblättern, welche leicht abfallen.
Die Blumen zahlreich, klein, Zwitter und männliche auf verschiedenen Stämmen.

Die Zwitterblumen.

Der Kelch. Eine einblättrige, glockenförmige, unter dem Fruchtknoten stehende, halbfünfspaltige Blüthendecke, mit herzförmigen, spitzigen Einschnitten.
Die Blumenkrone fünfblättrig; die Kronenblätter lanzettförmig, rändig, stumpf, grösser als der Kelch, von schmutzig gelbgrüner Farbe.
Die Staubgefässe. Fünf pfriemförmige Staubfäden, kürzer als die Blumenkrone, in den Befruchtungsboden eingesetzt. Die Staubbeutel länglich und klein.
Der Stempel. Ein niedergedrückt-kugelrunder Fruchtknoten. Drey zurückgekrümmte Griffel. Die Narben keulenförmig.
Die Fruchthülle. Eine länglich-rundliche, zusammengedrückte, auf beiden Seiten flache, glatte, glänzende, schwarze, dem Befruchtungsboden einverleibte Nuss, deren Schale aus zwey Blättchen besteht, von denen das innere hart, das äussere dünne und lederartig ist. Zwischen beiden Blättchen befinden sich Zellen mit einer ätzenden, schwarzen, harzigen Flüssigkeit erfüllt, die anfangs blass milchfarbig ist, bei vollkommner Reife der Nuss aber schwarz wird.
Der Same. Ein einziger von der Gestalt der Nuss.
Der Befruchtungsboden aufrecht, fleischig, birnförmig, glatt; im reifen Zustande gelb, von der Grösse der Nuss.

Die männlichen Blumen auf einem besondern Stamm, der kleiner ist.

Der Kelch und
Die Blumenkrone wie bey den Zwitterblumen.
Die Staubgefässe. Fünf pfriemförmige Staubfäden von der Länge der Kronenblätter. Die Staubbeutel grösser als bey den Zwitterblumen.
Der Stempel fehlt; an dessen Stelle aber zeigt sich ein halbrunder haariger Körper.

Erklärung der Kupfertafel.

Der obere Theil eines Zweiges von einem Stamme mit Zwitterblumen, in natürlicher Grösse.

Fig. 1. Eine männliche Blume, von welcher zwey Kronenblätter weggenommen sind, vergrössert.
2. Eine Zwitterblume, von welcher ebenfalls zwey Kronenblätter weggenommen sind, etwas stärker vergrössert.
3. Die reife Frucht in natürlicher Grösse und
4. der Länge nach durchschnitten.


Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. Gottlob Friedrich Hayne, 1805.