Cucurbita pepo. Kürbis. Curcurbitaceae.

Botanical name: 

Name: Cucúrbita pépo L. Kürbis. Französisch: Pépon, giroumont, citrouille iroquoise, de Saint Jean, citrouille pépon, courge, cougourdette; englisch: Gourd, pompion, pumpkin; italienisch: Zucca, zucca commune, z. da mangiare; dänisch: Gräskar; norwegisch: Gresskar; polnisch: Dynia, Bania; russisch: Tykva; tschechisch: Tykev obecná, turek; schwedisch: Pumpa; ungarisch: Tök.

Verbreitungsgebiet: In Europa vielfach kultiviert.

Namensursprung: Cucurbita pepo ist schon bei Plinius Name einer Gurken- und Melonenart. Cucurbita kommt von dem lateinischen Cucumis = Gurke und orbis = Erdkreis wohl mit Bezug auf die Gestalt der Frucht. Das Wort Kürbis (althochdeutsch Kurbiz) ist ein Lehnwort aus dem lateinischen cucurbita.

Volkstümliche Bezeichnungen: Körbs (Lübeck), Kürwes (Göttingen), Kerwes (Frankfurt), Kerbs (Rheinpfalz), Kürbs(e) (Elsaß), Chürbse, Chörbse, Chürpe (Schweiz). Auf die Form der Früchte gehen Flaske, Flaskenappel (Nordwestdeutschland), Flesch, Fleisch (rheinfränkisch). In Österreich heißt der Kürbis ferner Pluzer, in Nordböhmen Terke, Türken, in der Schweiz auch Malune.

Botanisches: Die vermutlich in Amerika heimische, einjährige, niederliegende oder mittels der ästigen Wickelranken kletternde einhäusige Pflanze mit gelben eingeschlechtlichen Blüten und großen, am Grunde herzförmigen, deutlich fünflappigen Blättern wird seit dem 16. Jahrhundert in Europa kultiviert. Der Kürbis gedeiht am besten auf humosem Lehm bei guter Düngung und auf Komposthaufen. Die flachen, mit einem wulstigen Rande versehenen Samen werden oft als Vogelfutter benutzt. Das aus ihnen gewonnene Öl trocknet an der Luft sehr langsam. Die Fruchtasche enthält 21% Na2O, ohne auf Salzböden gewachsen zu sein, die Samenasche angereichert Phosphorsäure (55,80% P2O5). Blütezeit: Juni bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Da die echten Kürbisse aller Wahrscheinlichkeit nach erst im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt worden sind, läßt es sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die Angaben in der antiken Literatur sich wirklich auf unseren Kürbis oder evtl. auf Melonen- oder altweltliche Lagenariaarten beziehen. Jedenfalls wurden dem Kürbis erweichende und leicht abführende Eigenschaften zugeschrieben. Er soll mit der Gurke, Melone und dem Riesenkürbis zu den Anaphrodisiaka gehört haben. Nach Dioskurides heilt er roh gestoßen als Umschlag Ödeme und Eiterbeulen, während der Saft der ganzen gekochten und ausgepreßten Frucht mit Honig und Natron getrunken leicht abführend wirkt. In Europa ist er wohl seit dem 16. Jahrhundert verbreitet und findet 1523 in dem Kräuterbuch von Leonhard Fuchs (Basel) Erwähnung. 1820 wies Mongeny, ein Arzt auf Cuba, zum erstenmal auf die ausgezeichnete Wirkung der Kürbissamen gegen Bandwürmer hin.

Da die Samen von Cucurbita pepo wiederholt von Farmern beschuldigt wurden, Lähmungen und Tod bei weidenden Schafen hervorzurufen, unternahm Steyn Fütterungsversuche mit frischen, zermahlenen und in Wasser aufgeschwemmten Samen an einem jungen Schaf und zwei Kaninchen. Es wurden keinerlei toxische Wirkungen beobachtet. Es ist aber möglich, daß die Toxizität schwankt, da anscheinend auch die Wirkung der Kürbissamen als Wurmmittel verschieden ist.

Wirkung

Von Hippokrates (Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. 1, S. 329, Bd. 2, S. 368, 374, 457, 543, Bd. 3, S. 344, 347, 363 u. f.) wird Kürbis (vgl. Geschichtliches) häufig angeführt.

Nach Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 285.) sind Kürbiskerne ein gutes Diuretikum und erfolgreich anzuwenden bei Nierenentzündung und "Lebersucht", Harnwinde, Blasenleiden und anderen "inneren gebresten".

Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 155.) weiß außerdem zu berichten, daß trocken gepulverter Kürbissamen, in Wunden gestreut, das Wachstum frischen Fleisches darin anregt.

Nach Weinmann (Weinmann, Phytanthoza iconographia, Bd. 2, S. 284, Regensburg 1737.) heilt der Samen auch Schwindsucht, Lungenentzündung und Zehrfieber.

Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 71, 304.) nennt Kürbissamen gegen Hämorrhoiden und Kropf.

In Rumänien werden die Kürbiskerne gegen Prostatahypertrophie angewandt (Pater, Heil- u. Gewürzpfl., 1929, Bd. 12, S. 18.).

In verschiedenen Gebieten Rußlands ist der Kürbis ein beliebtes Bandwurmmittel. Äußerlich wird das Kürbisfleisch zu Kataplasmen auf Furunkel gelegt (W. Demitsch, in Histor. Studien des pharm. Inst. d. Univ. Dorpat, 1889, Bd. I, S. 202.).

Potter (Potter, Mat. med., S. 374.) hält die Samen für ein wirksames Bandwurmmittel ohne unangenehme Nebenerscheinungen.

Heinigke (Heinigke, Handb. d. hom. Arzneimittell., S. 226.) nennt Cucurbita als Taenifugium, außerdem noch gegen Vomitus gravidarum und Seekrankheit.

Ausgezeichnete Erfolge mit der Verordnung von Kürbiskernen und Filixextrakt bei Bandwurm sah Gellhaus (Gellhaus, Ztschr. f. ärztl. Fortb. 1927, Nr. 9, S. 291.). Bandwurmkuren mit Kürbis sollen auch während der Schwangerschaft ohne Gefahr durchgeführt werden können (Flamm, Hippokrates 1935, H. 23, S. 867.). Eine aus Kürbiskernen bereitete milchige Emulsion tötete Taenien in 24 Stunden ab (Rath, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1929, Bd. 142, S. 157.).

Im Gegensatz zu der Vermutung von Rath (Vgl. 10).), daß das Öl das wirksame Agens sei, weist Peyer (Peyer, Pflanzliche Heilmittel, S. 42.) auf die ausgezeichnete Wirkung eines Extraktes aus Kürbiskernen bei Taenien hin, das fettes Öl nur in Spuren enthielt.

Auch Neely und Davy (Neely u. Davy, Journ. of the Americ. Pharm. Assoc. 1931, Bd. 20, Nr. 6, S. 555.) konnten mit ölfreien Kürbispräparaten gute anthelmintische Wirkungen erzielen.

In den letzten Jahren sind zahlreiche Arbeiten über die Anwendung von Kürbissamen als Bandwurmmittel erschienen. So läßt Storch (Storch, Aus dem Kalender der tschechischen Ärzte 1919.) gegen Taenia saginata 120 geschälte Kürbiskerne nehmen. Eine Stunde nachher läßt er 1/4 Liter Bitterwasser trinken. Nach ihm soll man kein Rizinusöl hinterher geben. Stefanowitz (Stefanowitz, Wiener klin. Wschr. 1915, Nr. 41.) ist der Ansicht, daß Taenia saginata und auch Taenia solium prompt vernichtet werden, falls die Kürbiskerne richtig dosiert gegeben werden. Er hält 150 g geschälte Kerne für die richtige Dosis für eine Kur, für Taenia saginata seien allerdings 170 bis 180 g nötig. Nach 2-3 Stunden läßt er 2-3 Eßlöffel Rizinusöl oder Glaubersalz nehmen. Stefanowitz hält nur die Kerne selbst für geeignet, nicht aber Dekokte, Mazerate oder das ausgepreßte Öl.

Auch Kurt Weiß (Kurt Weiß, Münchn. med. Wschr. 1928, Nr. 12, S. 520.) und Neurath (R. Neurath, Wiener med. Wschr. 1924, Nr. 6.) treten beide besonders für die Anwendung bei schwächlichen Kranken und Kindern ein. Verschiedene Autoren betonen, daß keinerlei toxische Nebenwirkungen zu befürchten sind. So u. a. auch Chopra und Chandler (R. N. Chopra and Asa C. Chandler, Anthelmintics and their Uses, S. 106, London 1928.), die drei Anwendungsarten kennen: 1. die Samen werden zerstampft und in einer Emulsion mit etwas Honig und Wasser gegeben, darauf ein rasch wirkendes Abführmittel; 2. die Samen werden einem Electuarium zugegeben; 3. die Samen werden drei- oder viermal täglich einige Tage lang gegeben, bis die Würmer ausgetrieben sind. Über das nachfolgend zu gebende Abführmittel sind die Ansichten nicht einheitlich. Einige Autoren empfehlen Rizinusöl, andere, wie Storch, raten davon ab. Weiter wird angegeben Magnesiumsulfat oder Glaubersalz. Das Abführmittel kann nach Chopra und Chandler gleichzeitig und auch 2 Stunden nachher noch einmal gegeben werden, falls der Bandwurm bis dahin nicht abgegangen ist. Storch läßt auch nachher noch 1-2 Klistiere geben. Gelegentlich gibt man Kürbissamen auch zur Einleitung einer Kur mit Filix mas.

Die Samen enthalten u. a. Harz mit Oxycerotinsäure, etwas Salicylsäure und das Phytosterin Cucurbitol (Power and Salway, J. Amer. Chem. Soc. 1910, Bd. 32, S. 346; dieselben, J. Chem. Soc. London 1913, Bd. 103, S. 399.).

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Als kühlendes Mittel bei Fieber; äußerlich zu schmerzlindernden und kühlenden Umschlägen.

Polen: Als Wurmmittel.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Cucurbita pepo ist ein sehr beliebtes Bandwurmmittel, welches auch bei Oxyuren mit Erfolg angewandt wird. Nach Tschirner, Elbing, müssen jedoch die italienischen bzw. süddeutschen Kürbiskerne verwandt werden, da die anderen wirkungslos seien.

Sehr gute Ergebnisse zeigten sich auch bei der Behandlung von Prostatahypertrophie. Die stark diuretische Wirkung kommt bei Cystopathien und Nephrosen (ohne Blutungen) und bei Hydrops zur Geltung. Bei diesen Krankheiten kann als diätetisches Mittel auch die Kürbisfrucht in Form von Salaten oder Gemüse genossen werden. Gegen Seekrankheit wird Cucurbita von Kalkowski und gegen Bronchitis von Winter, München, empfohlen. Zur Schmerzlinderung wendet Eisenberg, Würzburg, das Mittel bei Darmpolypen an.

Schließlich läßt Theismann bei Diabetes mellitus einen Tee von geschälten Kürbissamen, Bärentraubenblättern, Baldrianwurzeln und Heidelbeerblättern trinken.

Angewandter Pflanzenteil:

Hippokrates verwandte die Frucht und die Samen, Dioskurides den Saft der Frucht.

Auch Lonicerus und Matthiolus empfehlen die Frucht und die von der Schale befreiten Samen.

1820 empfahl Mongeny die Samen besonders gegen Bandwürmer.

Pater nennt die Kürbissamen als altes Volksmittel.

Nach Potter werden die frischen reifen Kerne ohne die Schale verwendet.

Zur Herstellung der Präparate empfehle ich die frischen Samen. Aus diesen wird das "Teep" bereitet.

Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frische Samen (§ 3).

Semen Cucurbitae ist offizinell in Frankreich, England, Spanien, Portugal. U.S.A., Mexiko, Venezuela und Argentinien.

Dosierung:

Übliche Dosis:
30-60 g als Taenifugium (Rost-Klemperer, Potter);
150 g als Taenifugium (Stefanowitz).
1 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich bei Prostatahypertrophie und Oxyuren. Als Bandwurmmittel: 3 Teelöffel voll alle 10 Minuten, insgesamt 12 Teelöffel mit Milch und Honig, dann nach 2 Stunden ein Abführmittel.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis: Nicht festgesezt.

Rezepte:

Als Taenifugium (nach Wisotzky):

Rp.:
Sem. Cucurbitae decorticat. pulv. . . . 100
D.s.: In 3 Portionen mit Preiselbeeren und roher Milch einnehmen, 2 Stunden später ein Abführmittel.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.48 RM.

Oder (nach Schiering):

Rp.:
Sem. Cucurbitae decort. . . . 50
cont. subt. c. Aqu. . . . 5
adde Aqu. . . . 200
Sirup. Aurant. cort. . . . 50
D.s.: Morgens in 2 Portionen zu nehmen und einige Stunden später 2 Eßlöffel Rizinusöl.
Rezepturpreis etwa 2.35 RM.

Als Anthelmintikum (nach Bastian):

Rp.:
Sem. Cucurbitae decort. . . . 30(= geschälte Kürbissamen)
Hb. Absinthii . . . 10 (= Wermutkraut)
M.d.s.: Als Tee zum Aufguß.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.82 RM.

Bei Diabetes mellitus (nach Theismann):

Rp.:
Sem. Curcurbitae decort. (= geschälte Kürbissamen)
Fol. Uvae ursi (= Bärentraubenblätter)
Rad. Valerianae (= Baldrianwurzel)
Fol. Myrtilli (Vor der Beerenreife zu pflücken.) . . . aa 25 (= Heidelbeerblätter)
C.m.f. species. D.s.: 4 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.29 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.