Cubeba. Kubebenpfeffer. Piperaceae.

Botanical name: 

Name: Piper cubéba L. fil. (= Cubeba officinalis Miquel). Kubebenpfeffer. Französisch: Cubebe; englisch: Cubebs, cubebs pepper; dänisch: Kubeba-Peber; italienisch: Cubebe; tschechisch: Pepř kubebový, kubeba.

Namensursprung: Cubeba ist aus dem arabischen Kababeh entstanden, welches nach Tschirch wohl auf ein indonesisches Wort zurückzuführen ist. Brandstetter zieht lada baku-baku = Korbpfeffer hierher.

Botanisches: Der Kubebenpfeffer besteht aus den fast reifen, getrockneten Früchten des Piper cubeba, eines auf den Sundainseln heimischen bis 6 m hohen diözischen Kletterstrauches mit ledrigen, eiförmigen bis länglich-elliptischen, bis 15 cm langen Blättern und sehr kleinen Blütenähren. Die weiblichen Blütenähren sind etwas dicker als die männlichen und enthalten etwa 50 Blüten. Die fast kugligen, 4-5 mm breiten, am Grunde mit einem stielartigen bis 1 cm langen Fortsatz versehenen, ein wenig scharf und bitter schmeckenden Früchte erscheinen an der Außenfläche grobnetzig gerunzelt, graubraun bis grauschwarz.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Cubebenpfeffer, dessen Mutterpflanze Piper Cubeba Linn. f. erst 1781 durch den jüngeren Linné bekannt wurde, ist schon durch die arabischen Ärzte des Mittelalters in die Heilkunde eingeführt worden. Masudi erwähnt ihn im 10. Jahrhundert als ein Erzeugnis von Java und der Geograph Edrisi nennt ihn 1153 unter den Einfuhrartikeln aus Aden. Die Wirkung der Cubeba auf die Urogenitalorgane war jedenfalls den Arabern schon bekannt. Constantinus Africanus von der Salernitanischen Schule kannte die Droge schon im 11. Jahrhundert, und auch die h l. Hildegard rühmt ihre Heilkräfte in ihrer Physika (12. Jahrhundert), ebenso Henrik Harpestreng in Dänemark. Im 13. Jahrhundert war die Droge bereits ein bekannter Artikel des europäischen Handels und wurde regelmäßig in London eingeführt, da sie auch als Gewürz sehr beliebt war. Saladinus, der Arzt eines Prinzen von Tarent (ungefähr Mitte des 15. Jahrhunderts) empfiehlt Cubebenpfeffer als ein unentbehrliches Mittel für alle Apotheken. Später geriet er sehr in Vergessenheit und kam erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts wieder mehr in Gebrauch, nachdem die englischen Militärärzte in Java von ihren eingeborenen Dienern auf seine Heilkraft wieder aufmerksam gemacht worden waren. Cubebenfrüchte werden oft verfälscht. Die Schwefelsäuremethode, mit der man früher die echten Cubeben von den falschen trennte, ist heute nicht mehr ausreichend, um die Echtheit der Droge zu beweisen.

Wirkung

Von Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 125 C.) werden die Cubeben als purgierendes, diuretisches, steintreibendes und hauptstärkendes Mittel, wirksam gegen Schwindel und Epilepsie, genannt.

v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 515.) rühmt sie als "die Nerven und das haupt nachdrücklich stärkend", dienlich gegen Vertigo, Gedächtnisschwäche, Uterusbeschwerden, Erkältung des Magens, wie auch als verdauungsförderndes, windtreibendes, schleimlösendes, aphrodisierendes und niesenerregendes Mittel.

Auch Osiander (Osiander, Volksarzneymittel, S. 174, 350.) führt sie an,

und Hufeland (Hufeland, Ench. med., S. 218, 388; Journal, Bd. 48, VI., S. 100, Bd. 75, III., S. 20.) und dessen Mitarbeiter verordnen sie gegen Blenorrhöe, Gonorrhöe, Fluor albus und Stockschnupfen.

Ziemlich skeptisch wird die Wirkung der Cubeben dagegen von Clarus (Clarus, Handb. d. spez. Arzneimittell., S. 1106.) beurteilt, der kleine Gaben für nutzlos hält, während größere "gefährliche Zufälle" hervorrufen können; er schreibt dazu: "Die Unzendosen sind Unsinndosen" (1 Unze = 30 g). Das aus der Droge hergestellte Cubebinum purum wirkt nach seinem Bericht gar nicht und "kann die reinen Cubeben nicht ersetzen."

Nach Rost-Klemperer (Rost-Klemperer, Arzneiverordnungslehre, S. 347, Berlin 1929.) eignen sich gegen Gonorrhöe nur die gepulverten Früchte und der Extrakt, hingegen nicht die Tinktur, da sie in viel zu großen Dosen gegeben werden müßte. Die Tinktur wird mehr als Karminativum und verdauungsanregendes Mittel verordnet.

In großen Dosen bewirken die Cubebenfrüchte Reizung der Harnwege, Nieren- und Blasenschmerzen, Albuminurie, krampfhafte Harnverhaltung, beschleunigten Puls, Kardialgien, Aufstoßen, Ekel bis zum Erbrechen, Diarrhöe und Hautausschläge (Gödecke, Pr. Ver. Ztg. 1850, S. 34, 35; Poulsson, Lehrb. d. Pharmakologie, 1930, S. 287.).

Lewin (Lewin, Die Nebenwirkungen d. Arzneimittel, 1899, S. 577.) sah auch Störungen des Zentralnervensystems, wie Kopfschmerzen, Angstzustände und sogar bei vorhandenem Fieber Delirien. äußerlich sieht man nach dem inneren Gebrauch Schwellung des Gesichtes bis zur Unkenntlichkeit und der Hände bis zur Unbeweglichkeit der Finger und endlich der Zunge, die steinhart wird. Unter starken Allgemeinerscheinungen treten polymorphe Arzneiexantheme auf wie: rubeolaartige Erythemflecke, papulöser Ausschlag, öfter mit dazu tretendem Fleckenausschlag, so daß er masern- oder durch Konfluenz scharlachartig aussieht, ausnahmsweise Urtikaria, öfter Mischformen von Quaddeln und Knötchen, ganz vereinzelt ein Bläschenausschlag.

Die Cubeben enthalten Terpene und Harzsäure, die durch die Niere ausgeschieden werden. Erstere verleihen dem Harn eine antiseptische Wirkung (Meyer-Gottlieb, Experimentelle Pharmakologie, S. 637.), letztere fällen Eiweiß und wirken infolgedessen adstringierend (Vieth, Med. Klin. 1905, Nr. 50.).

Marfori - Bachem (Marfori-Bachem, Lehrb. d. klin. Pharmakologie, S. 549.) schreiben: "Cubeben werden zu gleichen Zwecken wie Sandelöl und Kopaivabalsam angewendet, aber besser als diese vertragen. Die diuretische Wirkung ist stärker ausgeprägt."

In der Homöopathie (Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 225; Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 410.) finden Cubeben in erster Linie Anwendung bei den überlieferten Indikationen wie Gonorrhöe im zweiten und dritten Stadium, Fluor albus, Prostataentzündung, Blasenkatarrh und Harndrang. Auf Grund der Prüfung am Gesunden werden die Cubeben aber auch bei Hautaffektionen in Verbindung mit Blasen- und Harnröhrenkatarrhen angewendet.

In China (Tsutomu Ishidoya, Chinesische Drogen, Teil I, S. 108.) sind die Cubeben seit dem 10. Jahrhundert unter dem Namen Pi-ch'eng-ch'ieh u. a. als Mittel gegen Magenkrankheiten, Erbrechen und Sonnenstich im Gebrauch.

Die Cubeben enthalten u. a. Cubebensäure, harziges Cubebin, fettes Öl, Gummi, Ammoniaksalze (Wehmer, Pflanzenstoffe, I, 1929, S. 197.).

Nach Peyer (Peyer, Pflanzliche Heilmittel, S. 9, Berlin 1937.) ist die starke Wirkung auf das uropoetische System wohl auf den hohen Ölgehalt (ca. 12%) und den Harzgehalt (ca. 1,5%) zurückzuführen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Cubeba ist indiziert bei entzündlichen und infektiösen Erkrankungen des Urogenitalapparates. Einzelindikationen sind: Gonorrhöe im subakuten und chronischen Stadium, Prostatitis, Epididymitis, Harnröhren- und Blasenkatarrh (nach Janke besonders bei akuter durch Erkältung verursachter Cystitis mit ständigem Harndrang, bei chronischer soll es unwirksam sein), Blasentenesmen, Nierenleiden mit Hautaffektionen und Fluor albus. Kleine, Wuppertal, wendet Cubeba an bei Harnbeschwerden (Harnbrennen), welche durch den Genuß von zu jungem Bier entstanden sind; außerdem gebraucht Falkenhahn das Mittel mit Rosmarin im Dekokt gegen Epilepsie. Als Wechselmittel können u. a. Balsamum copaivae, Cannabis sativa, Lamium album und Lupulinum gewählt werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Die Früchte des Piper cubeba sind schon durch die arabischen Ärzte des Mittelalters in die Heilkunde eingeführt worden.

Das "Teep" wird aus den getrockneten, unreifen Früchten hergestellt. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Getrocknete, unreife Früchte (§ 4).

Fructus Cubebae sind in allen Staaten offizinell.

Dosierung:

Übliche Dosis:
0,24-0,3 g (v. Haller);
1-2-5 g mehrmals täglich Fructus Cubebae in Pulvern (Rost-Klemperer);
0,5-2 g des Extraktes mehrmals täglich (Rost-Klemperer);
1-5 g steigend dreimal täglich bei Gonorrhöe (Hager).
2 Tabletten der Pflanzenverreibung "Teep", steigend bis zu 8 Tabletten täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fruct. Cubebae.)

In der Homöopathie: dil. D 2-3, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis: Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei chronischer Gonorrhöe (nach Rost-Klemperer):

Rp.:
Pulv. Cubebarum . . . 20
Balsami Copaivae . . . 10
Magnesiae ustae q. s.
ut f. boli Nr. XXX.
D.s.: 4-6 Stück täglich zu nehmen.
Oder:

Pulvis Cubebarum compositus (F. M. Germ. u. Hamb. Vorschr.):

Rp.:
Kal. nitr. . . . 5
Cubebar. pulv.
Pulv. Liquirit. comp. . . . aa 22,5
M.f. pulv.
D.s.: ½ Teelöffel mehrmals tägl.
Rezepturpreis ad scat. etwa 1.45 RM.

Bei Gonorrhöe, Cystitis und Prostatitis (Portug.):

Rp.:
Cubebarum pulv. . . . 40
Balsami Copaivae . . . 25
Bismuti subnitrici . . . 5
Conservar. Rosae (Port.) . . . 30
M.f. electuarium.
D.s.: Drei- bis viermal täglich ½ Teelöffel voll.
Rezepturpreis c. oll. tect. etwa 2.23 RM

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.